Freitag, 11. Dezember 2009

Freudige Sendepause


 
Mit einem kleinen Brusttrommeln  à la KingKong nehmen wir Abschied und  schon nach dreitägigen Irrungen durch die Afrikanischen Rückreiseprozedere treffen John und ich direkt auf das pralle Leben: Vollsperrung auf der Autobahn. Die Holländer bauen noch wahnsinniger als wir und so ziehen sich die letzten Kilometer von Amsterdam doch erheblich. Eine schöne, wenn auch von vielen kleinen und grossen Hindernissen geprägte Tour ist vorbei. Und jetzt? Entgegen der ursprünglichen Planung verbringen wir Neujahr Zuhause; erst Anfang Januar geht es wieder los: Panama und Patagonien. Dazu mehr in den nächsten Tagen. Ebenfalls in den nächsten Tagen gibt es die Fotos aus Afrika - wir sortieren noch... Übrigens wird unsere Sendepause mit einem breiten Lächeln eingeläutet: die ersten drei Folgen sind mit großem Erfolg gelaufen.

Samstag, 5. Dezember 2009

Trübe Aussichten


Weil das mit dem frühen aufstehen langweilig geworden ist, gehen wir neuerdings gar nicht mehr schlafen. Der geplante Abflug um 02.30Uhr findet nicht statt: Bodennebel. Leider verbringen wir die nächsten Stunden auf der Rollbahn und dürfen den Flieger nicht verlassen. Die interessanten Ausdünstungen der Reisenden macht den Aufenthalt an Bord zu einem kleinen Abenteuer. Um 07.00 hat der Pilot ein Einsehen und entlässt uns an die frische Luft. Dirk freut sich besonders: er hat Geburtstag. Happy Birthday in Kigali... Ganz schön trübe Aussichten!

Freitag, 4. Dezember 2009

Meister Proper

Unsere Zeit in Ruanda neigt sich dem Ende zu - wir bewegen uns zügig Richtung Flughafen. Eine etwas skurrile Fahrt: Van Morrison und Frank Sinatra dröhnen aus dem Lautsprecher. Dabei gleiten wir vorbei an Tee- und Reisfeldern, alles schön ordentlich symmetrisch angelegt. Überhaupt fällt die Sauberkeit ins Auge. Kein Dreck trübt die Blicke, selbst der Lehmboden vor den Hütten wird gefegt - und zwar regelmässig: jeden letzten Samstag im Monat wird geputzt. Das ganze Land muss ran, ausnahmslos wird bis in die letzten Winkel geputzt. So sehr wir uns hier auch wohlfühlen: ich freue mich auf die heimatliche Winterzeit...und auf meine beiden Mädels - solange ich nicht am nächsten Samstag putzen muß...

Der Doktor und das liebe Vieh


Natürlich klingelt auch in Ruanda der Wecker bereits um 04.30Uhr. Mittlerweile haben wir uns aber so an das frühe Aufstehen gewöhnt, dass selbst Iris morgendlicher - liebevoll gemeinter - Redeschwall nahezu spurlos an uns vorüberzieht. Wir pumpen uns mit entspannter Mine einen Espresso und denken an unser Tagesprogramm: Giraffenjagd. Nein, nicht zum Spaß und auch nicht für den Metzger. Ein junger Giraffenbulle ist erkrankt und muß für die Untersuchung betäubt werden - eine seltene Aktion. Selbst erfahrene Tierärzte gehen mit grösster Vorsicht vor, denn jedes dritte Tier stirbt während der Betäubung. So herrscht an diesem Vormittag spürbare Anspannung im gesamten Team, eine Menge Fragezeichen erwarten uns. Wir begleiten den Doc, der das Fahrzeug in Position bringen lässt und sein Druckluftgewehr vorbereitet. 100.000fach stärker als Heroin und das bei gerade einmal 80$ pro Schuss - da wird wird sicher auch Amy Winehouse nervös. Zunächst verläuft alles nach Plan, bereits der erste Schuss ist ein Volltreffer. Für einen Moment erwarten wir eine reibungslose Aktion, aber dann dreht der Giraffenbulle durch. Er ist vollkommen breit und galoppiert schwankend wie ein junges Rennpferd davon, bis er ausgerechnet in einem Dornenbuschfeld zusammenbricht.

Hektik bricht aus, denn jede Sekunde zählt: der Bulle schwebt in Lebensgefahr. Sein Blutdruck übersteigt den unsrigen um das 3,5fache und der Kopf muss so schnell wie möglich auf Höhe gebracht werden, sonst droht ein Schlaganfall. Die Dornenbüsche machen die Arbeit fast unmöglich und die Anweisungen des Docs werden zunehmend lauter, denn für Blutabnahme und Untersuchung bleiben gerade einmal zehn Minuten. Ich tanze schwitzend und schwer atmend mit der Steadicam durch das Geschehen, mit Adrenalin bis in die Haarspitzen - die ausgeprägte Fotografierlust der örtlichen Mitarbeiter hatten wir nicht auf der Rechnung. Iris agiert als Räumkommando und geht auf die Paparazzi los, wie der Pinkelprinz in seinen besten Tagen. Und dann geht alles ganz schnell: der Bulle richtet sich sichtbar benommen auf und alle rennen wie die Hasen - ein Kick des Paarhufers kann schließlich tödlich sein. Erst als sich das Tier in gebührendem Abstand befindet, atmen wir alle erleichtert durch: das war sportliche Höchstleistung in Reinkultur und die letzten Bundesjugendspiele sind schließlich schon eine ganze Weile her.

Position:Ruanda

Dienstag, 1. Dezember 2009

Fuzis Arschbombe



Zwei Schritte vor und einer zurück - nur im Schneckentempo geht es voran und schon nach ein paar Metern im Regenwald ist klar: das Leben ist kein Ponyhof. Der Regen der vergangenen Tage hat den Boden aufgeweicht und unsere Suche nach den Gorillas entwickelt sich zu einer ausgewachsenen Rutschpartie. Mal ganz davon abgesehen, das wir hier auf 2700m unterwegs sind - BERGgorillas halt. Es gibt keine Wege, der Mann mit der Machete bahnt uns einen Pfad durch die dichtbewachsenen Berghänge - wir folgen der Spur einer Gruppe Gorillas, die am Abend zuvor gesichtet wurde. Hier und da kommt uns ein lustiges Sprüchlein über die Lippen, leises Lachen, die Stimmung ist entspannt - noch. Die Luft riecht nach Regen, sattem Grün und nach... Schweiß. Der läuft nämlich in Strömen und mein Pulsschlag trommelt in beeindruckendem Tempo. Immer wieder rutschen wir aus, schon nach kurzer Zeit sind wir völlig verdreckt. Und das, obwohl wir tatkräftig von mehreren Trägern unterstützt werden - ohne sie wäre dieser Marsch wohl unmöglich. Aus weiter Ferne, wie durch einen Tunnel dringt ein gekeuchtes: "50% ist Kopfarbeit..." in meinen von Fliegen umschwirrten Gehörgang vor (nebenbei bemerkt macht man sich mit solchen Sprüchen keine Freunde...). Plattgedrückte Büsche und Gorillakacke (ist übrigens groß, rutschig und stinkt gewaltig) zeigen uns, das wir auf dem richtigen "Weg" sind. Und dann ist es soweit: nach 2 Stunden hören wir nicht nur leises Grunzen, sondern entdecken einige Tiere am gegenüberliegenden Hang, etwa 80 Meter entfernt. Wir bereiten die Kamera vor, lassen die Träger zurück und machen uns in einer kleinen 5er-Truppe - der auch Martha Robbins, die weltweit führende Berggorilla-Forscherin angehört - auf den Weg. Urplötzlich und unabsichtlich befinden wir uns mitten in der Gorillagruppe. Dabei können wir sie nicht einmal sehen, der Wald ist einfach zu dicht. Überall werden aus dem Nichts Büsche und Äste umgeknickt, hier und da sehen wir kurz eine Hand, laut und deutlich vernehmen wir Blähungen (kein Wunder bei 6Kg Grünzeug täglich). Aber dabei bleibt es dann doch nicht: unmittelbar neben uns klettern 2 Berggorillas samt Nachwuchs auf einen Baum und beginnen tiefenentspannt zu fressen. Ihre Entspannung hat einen Namen...Rukina. Der Silberrücken ist der Chef der Gruppe, liegt gut versteckt hinter einem Busch und lässt uns seine Grösse bloß erahnen - bis er sich ganz langsam bewegt und aus dem Gebüsch kommt. Er würdigt uns keines Blickes, kann sich unseres Respektes aber absolut sicher sein: der riesige, muskulöse Körper bewegt sich mit beeindruckender, vollkommener Eleganz. Automatisch halte ich die Luft an, aber innerhalb von Sekunden ist das Schauspiel schon wieder vorbei und Rukina verschwindet aus unserem Blickfeld. Die Dreharbeiten sind extrem anstrengend, eigentlich sollen wir eine Distanz von etwa 7 Metern einhalten - bloß, wer erklärt das den Gorillas? Immer wieder halten wir uns mitten in der Gruppe auf, selbst wenn wir versuchen sie weiträumig zu umlaufen.

Aber dann treffen wir auf Fuzi, einen etwa 10jährigen Schwarzrücken... Oder besser gesagt, er auf uns. Er kommt aus einem Busch, sondiert die Lage und schlendert gemütlich in bester Schwarzenegger-Manier auf uns zu. Ein kontrollierter Rückzug ist nicht mehr möglich - keine 2 Meter vor der Kamera bleibt er stehen, betrachtet uns in Seelenruhe. Und wir ihn...wenn auch nicht ganz so ruhig, schließlich könnte der Kollege locker zwei Kleinwagen heben. Entspannt trottet er auf allen Vieren weiter an uns vorbei, aber nicht spurlos an mir vorüber: ein Freudentröpchen löst sich und ein Blick in die Gesichter der anderen zeigt mir, dass es ihnen genauso geht. Seine Attacke dagegen kommt aus dem Nichts und trifft unseren wissenschaftlichen Begleiter Gart, dem er fast schon beiläufig mit einem unerwartet schnellen Ausfallschritt sein Hinterteil in die Beine drückt und ihn mit dieser Arschbombe zu Boden wirft: "Der will nur spielen", sagt Martha und ich bin ein kleines bißchen froh, dass ich nicht Fuzis neuer Spielkamerad bin.



Freitag, 27. November 2009

Wochenendplanung

Euch fehlt die zündende Idee für den 1. Advent? Noch nichts vor am Sonntagabend?
29.11.09, 19.30 ZDF: Faszination Erde: Südsee - Paradies aus der Hölle

Viel Spaß...

Familientreffen


Auf geht's nach Bwindi. 10 Stunden Autofahrt liegen zwischen uns und dem Regenwald im Südwesten Ugandas. 10 Stunden im Geländewagen, 10 Stunden über Straßen, die diese Bezeichnung nicht verdienen und die dem fahrerischen Wahnsinn Tür und Tor öffnen. Die Sitzordnung steht: Iris, vorne links als Beifahrerin eingeteilt, ist für die Unterhaltung mit unserem Fahrer George verantwortlich. Hinter ihr, mit Kopfhörer und Kopfkissen bewaffnet: Dirk, zuständig für abwechslungsreiche Konversation. Rechts, hinter George: meine Wenigkeit, zuständig für die Wasser- und Espressoversorgung des Teams. Hinter mir, in der zweiten Reihe: John, Nahrungsmittelverwalter...einer der wichtigsten Posten an Bord. Übrigens hatten wir in Tanzania vor 10 Monaten die gleiche Sitzordnung - Konstanz ist eben wichtig. Unser Ziel ist eines von zwei Gebieten, in denen noch Berggorillas leben. Der Bwindi-Regenwald ist UNESCO Weltnaturerbe und beherbergt etwa 320 Tiere. Und wir wollen ihnen mit einem Forscherteam einen Besuch abstatten - eine Art Familientreffen... Eine Verhaltensregel ist schon angekommen: Kommt ein Berggorilla auf Dich zu - DO NOT RUN. Ich hoffe, dass ich mich an diesen Satz erinnere, wenn imposante 200kg - verteilt auf kompakte 1.75m - mal schauen wollen, wer da durch den Wald kraxelt...

Donnerstag, 26. November 2009

Sitzfleisch & Schweinegrippe





Es ist schon erstaunlich: immer wieder lassen wir uns auf Neues ein, erfahren fremde Kulturen und essen Dinge, deren Existenz wir bislang verdrängt haben. Regelmäßig finden wir unerwartete Situationen vor, auf die wir flexibel reagieren müssen - und das mit jeder Menge Spaß. Aber ganz ohne Konstante geht es nicht: die Sitzordnung spielt in unserem Reiseleben eine nicht zu unterschätzende Grösse. Einmal Platz genommen, gibt es kein Zurück mehr. Sei es im Restaurant, im Auto oder auf dem Boot. Alles und jeder hat seinen Platz - Ausnahmen gibt es nicht...so will es das Gesetz der Viersamkeit. Oder auch der Dreisamkeit: Schweinegrippe in Uganda...Dirk hat's erwischt. Und auch fast schon wieder überstanden. Montag ging es bei ihm los und heute haben wir den ersten ernsthaften Drehtag. Mit dem Boot geht es zu den Wasserhyazinthen.


Und weil jeder seinen Platz hat, fordert der kleine aufgeschnittene Kanister John zum Wasserschöpfen auf - er übernimmt die Aufgabe gerne und hat auch alle Hände voll zu tun. Dirk macht es sich bei unseren Bootsführern gemütlich und wartet auf seinen Einsatz. Und der kommt: wir klettern in ein kleines, von Blutegeln eingenommes und nicht wirklich dichtes Holzboot. In praller Sonne paddeln wir an einen Hyazinthenteppich und schwitzen schwankend vor uns hin. Diese Teppiche treiben mit der Strömung, sind nicht verwurzelt und verdoppeln ihre Grösse innerhalb von 14 Tagen. Nach einem Jahr ist der See vollständig bedeckt - zumindest in der Theorie...mit Hilfe von Käfern bekämpft, findet man immer weniger dieser Pflanzen auf dem Victoriasee. Und auch immer weniger Filmcrews - wir sind fertig für heute...Dirks Virus lässt grüßen.

Dienstag, 24. November 2009

Drehbeginn mit Hindernissen




Am späten Abend sind wir da, wo wir sein sollen: Uganda. Nur leider fehlt ein Teil unserer 13 Kisten. Ein wenig überraschend ist das schon, schließlich hat uns KLM in Amsterdam die Verladung vor dem Abflug bestätigt. Ich bedanke mich also an dieser Stelle ausdrücklich bei meinem Kollegen John, der mir einige Stücke seiner geschmackvoll zusammengestellten Kollektion (die buntesten Stücke lehne ich dankend ab) mit britischer Zielsicherheit zur Verfügung stellt - meine Tasche befindet sich nämlich leider auch unter den fehlenden Gepäckstücken. Laut Plan sollen am nächsten Morgen um 07.00Uhr die Dreharbeiten beginnen; wir disponieren um und führen eine ausführliche Vorbesichtigung durch. Dirk ist das ganz recht, er fühlt sich nicht gut und wir drei übriggebliebenen machen uns auf den Weg. Einige Augenpaare beobachten uns mit unverhohlener Neugier, als wir in Entebbe (im hiesigen Botanischen Garten wurden in den 1930er Jahren die Aussenaufnahmen für Johnny Weissmüllers Tarzan-Filme gedreht) auf das 8m lange Holzboot klettern, um auf den Victoriasee zu tuckern. Mit reger Fürsorge zwängt man uns unter starker Anteilnahme der Umstehenden in leuchtende Schwimmwesten - ein modisch durchaus vernachlässigbares Detail, welches überhaupt nicht zur Abkühlung beiträgt. Den monotonen Klang des kleinen Motors im Ohr, senken wir im kaum vorhandenen Fahrtwind unsere Köpfe - die Sonne brennt gewaltig. Der Victoriasee ist so groß wie Bayern - da ist man mit so einer Nußschale wie der unsrigen schon eine Weile unterwegs. Wir schippern entlang von Zuckerrohrfeldern und großflächig wachsenden Wasserhyazinthen, im Wasser schwimmen Millionen von Insektenlarven, die an das Ufer geschwemmt werden. Glücklicherweise funktioniert das Handy: am Nachmittag erhalten wir den erlösenden Anruf, dass unser Gepäck angekommen ist. Und bereits am Abend drehen wir die ersten Einstellungen: Nächtliche Schwärze, Lampen und eine ordentliche Insektenwolke sind unser Thema. Fast habe ich das Gefühl, noch immer den kleinen Aussenborder zu hören - so laut tönt das Gebrummsel um uns herum. Immer wieder dringen die kleinen Dinger in Ohr, Auge, Mund und Nase vor. Prustend und fluchend stehen wir am Strand, der Invasion fast hilflos ausgeliefert: das Mücken-Kopfnetz wird zum preisgekrönten Accessoire - modische Rücksichtnahme ist auch in diesem Moment völlig deplatziert. Einige Stämme entlang des Victoriasees fangen Insekten mit Netzen, frittieren sie und verarbeiten sie zu Frikadellen... Ich glaube, ich schaue mir die Speisekarte im Restaurant gleich lieber ganz genau an....

Sonntag, 15. November 2009

Gemischtes Doppel

Victoriasee und Berggorillas. Klingt zwar nicht nach Weihnachtszeit - ich packe aber auf jeden Fall mal eine Kerze für das sonntägliche Adventsfrühstück im Regenwald ein. Schließlich starten wir am kommenden Samstag nach Uganda und Ruanda. Außer der Adventskerze findet sich in meinem Gepäck jede Menge Mückenmittel - direkt neben den bereits in Mückenlotion getränkten Klamotten. Ja, einen Moskito-Hut habe ich auch dabei. Und Malaria-Tabletten. Der Ost-Afrikaner macht nämlich keine Späße, wenn es um die kleinen blutsaugenden Biester geht - denn davon haben die ja bekanntlich eine Menge. Übrigens ganz im Gegensatz zu den Berggorillas: gerade einmal 700 Tiere soll es weltweit noch geben -   Tendenz leicht steigend. Und deshalb werden wir unserer lieben Verwandtschaft in Ruanda einen Besuch abstatten...ein Annäherungsversuch, auf den ich mich riesig freue. Aber nicht der einzige, denn vor 15 Jahren war ich schon einmal im "Land der tausend Hügel". Allerdings unter anderen Umständen: Der Genozid hatte seinen Höhepunkt erreicht und Ruanda völlig zerstört. Allen Grausamkeiten zum Trotz war die Schönheit des Landes dennoch spürbar  - und ich bin gespannt, ob ich die Gelegenheit zum Bilder-im-Kopf-Tausch bekomme...

Donnerstag, 12. November 2009

Rauschen im Bilderwald



Irgendwie ist ja immer was zu tun: Kleinigkeiten an der Kameratechnik müssen repariert werden, die Kollegen vom guten Ton liefern kleinere Schadensmeldungen ab und die Anforderungen für den nächsten Dreh schlagen sich in einer zu verändernden Packweise nieder. Und die nächste Produktion  startet schon bald: bereits Ende kommender Woche brechen wir nach Ostafrika auf - Uganda und Ruanda stehen auf dem Programm. Einerseits ist die Vorfreude gewaltig, andererseits verpasse ich die ersten beiden Folgen "Faszination Erde". Und damit es euch nicht genauso geht - hier alle Termine auf einen Blick:

Sonntag, 22.11.09, 19.30 ZDF: Faszination Erde: Sibirien - der rätselhafte Riese
Sonntag, 29.11.09, 19.30 ZDF: Faszination Erde: Südsee - Paradies aus der Hölle
Sonntag, 06.12.09, 19.30 ZDF: Faszination Erde: Ägypten - das Geschenk des Nils


Samstag, 7. November 2009

Auf die Augen...

Rechtzeitig am Flughafen, harmlose Zollbeamte und ein entspannter Check-in bilden den Auftakt zu einer unspektakulären Rückreise. Der weiteren Definition nach ist es sogar eine gute Rückreise, denn unser Gepäck trifft komplett am Frankfurter Flughafen ein - zumindest DAS ist nicht immer der Fall. Eine schöne und erfolgreiche Produktion liegt hinter uns; das Organisationstalent und die "wo können wir mit anpacken"-Mentalität unserer Begleiter war beeindruckend - ebenso wie die Freundlichkeit derer, mit denen wir tagtäglich zu tun hatten. Und deshalb gibt es jetzt auch schon was auf die Augen: In der rechten Leiste findet ihr bereits das Fotoalbum "On Tour: Ägypten". Einfach mal anklicken...

Donnerstag, 5. November 2009

Alles passt...


Es ist 23.15Uhr, als mich Dirks Freudenschrei über St. Paulis Auswärtssieg aus dem Schlaf reißt und nur wenige Stunden später gibt es dann schon wieder was auf die Ohren. Um 04.00Uhr klingelt nämlich der Wecker mit schmerzhaft penetranter Hartnäckigkeit - die letzten Tage werden eingeläutet. Raus aus dem Moloch....rein in Ruhe und Melancholie der "Weißen Wüste". Wir verlassen Kairo, im vorbeifahren erhaschen wir bei Sonnenaufgang noch einen kurzen Blick auf die Pyramiden und nach nur wenigen Kilometern verändert sich die Landschaft zunehmend. In der Mitte meines Blickes: Asphalt (Gottseidank). Rechts & Links: Nix. Soll heißen: Sand und Schotter. Den ganzen Tag geht das so: wir sitzen im Auto - unterbrochen nur von einem kurzen Dreh.

Ansonsten geben wir uns der Eintönigkeit der Landschaft hin und genießen die jeweils subjektiv passende Musik auf dem Ohr. Der Ellbogen hängt im Manta-Style zum Bräunen aus dem Fenster, ab und zu bleibt eine laut mitgesungene und aus dem Fenster gespuckte Textzeile zwischen den Dünen zurück. Nach Einbruch der Dunkelheit erreichen wir dann endlich unsere Schlafstätte: einen Sandhaufen. Selbst bei Vollmond betrachtet eine ganz schön große Düne. Aus drei Jeeps wird eine Wagenburg, die Gaskocher laufen heiß und bescheren uns dank fachkundigen Helfern ein leckeres Abendessen. Danach schreiten wir zur Schlafsackparade. NATÜRLICH hat jeder DEN Schlafsack dabei und erläutert mit wachsender Begeisterung die Vorzüge seines Modells (und meiner ist wirklich der beste :-)). Und dann ist es soweit: bewaffnet mit Stoffmatte & Schlafsack sucht sich jeder seinen Schlafplatz. Noch ein paar Fotos und dann geht der Blick gen Himmel. Die Kulisse ist absolut phantastisch. Und dann dieser Sound. Das Knistern der Sandkörner, wenn der Wind sie tanzen läßt. Sonst nichts. ICH glaube, es geht nicht besser. Selbst das aufstehen fällt leicht. Schließlich haben wir am Abend bereits alles vorbereitet: die Steadicam ist einsatzbereit und auch den altägyptischen Sonnenkalender haben wir nach Vorgaben bereits in den Sand gebaut.

Mit seiner Hilfe waren die Ägypter schon vor rund 8000 Jahren in der Lage den Beginn des Sommers und der Sommerregenfälle zu berechnen. Eine Weile vor Sonnenaufgang warten wir an unserem selbstgebauten "ägyptischen Stonehenge" auf das richtige Licht. Wir brauchen lediglich einen ganz normalen, in der Wüste völlig alltäglichen Sonnenaufgang. Doch ausgerechnet heute verschwindet die Sonne hinter Wolken...Als wir schon befürchten, am nächsten Morgen einen neuen Versuch starten zu müssen, klart der Himmel endlich auf. Und dann geht alles ganz schnell - muß es allerdings auch, denn das Licht fällt nur für kurze Zeit in einer bestimmten Achse auf den Kalender. Vielleicht ist es ja der Duft von Kaffee in der frühmorgendlichen Wüstenluft - jedenfalls schaffen wir unser Pensum. Unsere täglich größer gewordene Begleiterschar beobachtet unsere Bemühungen nur anfänglich mit Interesse, welches nach kurzer Zeit in Unverständnis umschlägt.

Während wir - mit Dromedar - in praller Sonne die Dünen rauf und runter rennen, gibt sich der Ägypter hier lieber dem Tagesrythmus hin: Tee trinken, schlafen (Achtung: Schnarchen im Ton), beten und Pipi machen. Letzteres übrigens auf eine interessante Art: im knien. Immer wieder diskutieren wir mögliche Vor- und Nachteile, bis Dirk sich zu einem Selbstversuch bereit erklärt. Gespannt beobachten wir aus sicherer Entfernung diese selbstlose Tat. Aber außer dreckigen Knien kann er keine Unterschiede feststellen - kniepinkeln bringt's nicht.

Sonntag, 1. November 2009

Geschichten aus 1001 Nacht


Morgens noch schnell mit Schnappi drehen, mittags die Klamotten packen und los geht's. Das Ziel: Hurghada. Die Mission: Nachttauchen. Das Versprechen unseres Guides: die Fahrt dauert nicht länger als 5 Stunden. Auf keinen Fall mehr. Naja, vielleicht auch 6. Allerhöchstens. Dann aber auch mit  gemütlicher Teepause. Inchallah. Aber Allah will nicht: nach 500km, 2 Gebetspausen unseres Fahrers mitten in der Wüste (die erste haben wir aus Versehen als Pipi-Pause genutzt), 12 Polizei-Checkpoints und hunderten Bodenwellen (2 davon leider übersehen - ich habe immer noch Kopfschmerzen) erreichen wir erst nach knapp 11 Stunden Fahrt morgens um 01.30Uhr Hurghada. Das nachts alle Katzen grau sind, hilft leider wenig: dieser Ort ist hässlich - ein Albtraum aus 1001 Nacht. Nach nur wenigen Stunden Schlaf geht es mit dem Tauchboot raus zum Riff.

Erst ein Testtauchgang, dann die Vorbereitung für unser eigentliches Ziel: den Nachttauchgang. Eigentlich wissen wir gar nicht so genau, was uns erwartet. Wir sind auf der Suche nach fluoreszierenden Korallen - viele haben das vor uns noch nicht gemacht. Wir tauchen ab in absolute Dunkelheit. Nur das Mondlicht tanzt auf der Oberfläche und hilft uns ein wenig bei der Orientierung. Mit grosser Neugier nähern wir uns dem Riff. Korallen brauchen Sonnenlicht zur Photosynthese, aber nur eine bestimmte Menge. Das überflüssige Sonnenlicht wird gespeichert und nachts wieder freigesetzt - voila, Fluoreszenz. Und wir schaffen es tatsächlich, diesen Vorgang mit einer speziellen Filterkombination sichtbar zu machen. Quietschgrün leuchten die Korallen in meiner Kamera - ein irrer Anblick, bei dem auch wir leises Freudenquietschen von uns geben...dafür hat sich sogar die Anreise nach Hurghada gelohnt.

Freitag, 30. Oktober 2009

Das Phantom lebt


Da ist es wieder, dieses Phantom. Leise, aber zielstrebig; mit vollem Klang und dennoch ehrfurchtsvoll stolpert der Name über Evas Lippen in die trockene Wüstenluft: "Herr Wendlandt hat gesagt..." Der Name des Computer-Trick-Gurus schwebt seit Monaten durch viele Gespräche und mit jedem Einzelnen wird seine Präsenz größer. Teile unserer Bilder durchlaufen eine aufwendige Trick-Nachbearbeitung. Auch heute ist dies geplant: der Nil tritt über die Ufer - und das mitten in der Wüste. Wenn wir nur wüssten, wie wir ihm gute Voraussetzungen schaffen können... Also, Setfoto per Mail nach Deutschland mit anschließender Telefonkonferenz. Endlich bekommt das Phantom eine Stimme...Dann senken wir vor dem Dreh unser Haupt zur mentalen Vorbereitung und hoffen auf ein virtuelles Schulterklopfen.

Peru ist überall



Berlin, München, Köln... Assuan. Panflötenmusik ist Weltmusik. Und somit auch in Ägypten zu finden, besser gesagt: zu hören. Als ich um 05.30 mein Hotelzimmer verlasse, schlägt mir panflötisierte Richard Claydermann-Musik entgegen. Glücklicherweise stehe ich beim Betreten der Lobby nicht vor dieser peruanischen Großfamilie, die für gewöhnlich zeitgleich in allen deutschen Fussgängerzonen spielt und überall völlig identisch aussieht. Die quietschende Berieselung aus dem Lautsprecher sorgt aber leider für einen quälenden Ohrwurm, den ich erfolglos versuche an den Rest des Teams weiter zu geben. Nicht, ohne mir Hohn und Spott unserer ägyptischen Begleiter einzuhandeln. Denen möchte ich an dieser Stelle mal ein großes Kompliment machen. Geduldig, engagiert und immer gut drauf. Auch wenn Thorsten ab und an auf Tonprobleme hinweist, wenn ein leises, friedvolles Schnarchen seinen Gehörgang kitzelt. Erzittern dagegen lässt ihn der Versuch unseres bewaffneten Sicherheitsbeamten Hussein (Gesicht mit Geschichte, gegelte Haare, schwarzer Anzug - Tarantinos böse Buben lassen grüßen), händchenhaltend mit ihm anzubändeln - mit angsterfülltem Blick beschleunigt er seinen Gang und entkommt den Fängen des Narbengesichts. Die Familie der helfenden Hände wird übrigens jeden Tag größer. Wofür wir allerdings auch dankbar sind: die Temperaturen sind beeindruckend und Schatten ist kaum zu finden - wir freuen uns über jeden Gang, den wir nicht selbst machen müssen und über jeden Koffer, den jemand anderes schleppt. Der erste Drehtag in Assuan führt uns zum Kalabscha-Tempel. Glücklicherweise stossen wir auf gemütliche Einsamkeit. Papyrus und Hieroglyphen sind das Thema. Der Leidensdruck muss damals recht groß gewesen sein: weil der alte Ägypter es leid war, immer riesige Steinplatten mit sich rumzuschleppen (ich weiß, wie das ist...wir schleppen auch immer 200kg mit uns rum), hat er mal eben das "Papier" erfunden. Und wenn ihr das Steinporto eurer Poststelle auch mal wieder für total überteuert haltet - hier nun exklusiv eine grobe Anleitung zum Herstellen von Papier: man schneide den Papyrus (schilfähnlich, aus der Familie der Sauergrasgewächse), schneidet den Stiel in Streifen und weicht diese für ein paar Tage in Nilwasser (!) ein. Dann in Schichten aufeinanderlegen, pressen und trocknen. Nach etwa 2 Wochen erhält man grobes - aber rollbares - Kartonage ähnliches Material. Zeit genug also, um sich schon mal zu überlegen, was man eigentlich schreiben will. Dafür verwendet man dann den Stiel der Binse und angerührte Mineralfarbe... Ihr ahnt es schon: so ist tatsächlich die "Binsenweisheit" entstanden.
Das obere Bild ist übrigens auf dem unvollendeten Obelisken in Assuan entstanden. Diverse Steadicam-Takes fordern die touristische Geduld heraus. Wir stehen den fotowütigen Reisenden im Weg und Eva muss all Ihre Überredungskünste einsetzen, um die (französische) Meute zu beruhigen. Der riesige Stein ist 41m lang und symbolisiert einen Sonnenstrahl. Und sein Bau ist wohl dem Größenwahn entsprungen - der Stein blieb unvollendet, weil er aufgrund der Größe gerissen ist und ohnehin nicht hätte transportiert werden können. Das Schicksal des Baumeisters ist leider nicht überliefert...

Möglicherweise haben ja Husseins Vorfahren auf ihn aufgepasst... Der hat sich heute Abend liebevoll von uns verabschiedet - wir reisen morgen weiter.

Montag, 26. Oktober 2009

Touchdown in Kairo

Schnarrend-verzerrt und dem Klang nach fast schon verzweifelt bittet die Stimme aus dem Bordlautsprecher um Allahs Schutz für unsere Reise. Was kann da noch schief gehen? Und erwartungsgemäß zeigt sich Kairo von seiner besten Seite, als wir am späten Abend ägyptischen Boden betreten. Die Zollformalitäten erweisen sich Dank fleißiger Helferlein als unkompliziert und selbst der berüchtigte Smog hält sich zurück - wir messen die Sichtweite in Strassenlaternen und auf der Skala von 1 - 20 sind wir bei einer hervorragenden 18. Doch das ändert sich gewaltig, als wir nach dem Frühstück das Hotel verlassen, um ein wenig die Stadt zu erkunden. Im Grunde atmen wir nur noch das, was wir sehen. Die Luft ist voller Staub und Abgase bahnen sich ihren Weg in unsere Lungenflügel. Kein Wunder: 3-spurige Strassen werden lautstark hupend 6-spurig befahren. Dazu gesellt sich der Duft verschiedenster Gewürze. Und: Nikotin. Während der Russe (ihr erinnert euch vielleicht) unter einer kollektiven Blasenschwäche leidet und der Südseeinsulaner permanent seiner Lust auf berauschende Bethelnüsse nachgibt, raucht der Ägypter. Und zwar dauernd. Und überall. Auch auf dem Bazar. Bei dem Anblick von russischen Hot-Pants, Miniröcken und High-Heels überlege allerdings auch ich, wieder damit anzufangen. Aber trotz, oder vielleicht gerade wegen dieser quirlig intensiven Mischung übt diese 20 Millionen Einwohner zählende Metropole eine gewisse Anziehungskraft aus. In einem Restaurant am Nil lassen wir den Tag ausklingen und sind gespannt auf die kommenden 14 Tage...

Sonntag, 25. Oktober 2009

Weiter geht's...

Die vergangenen 3 Tage waren geprägt von großer Müdigkeit - jeden morgen gegen 04.00Uhr wache ich auf...der Jetlag will mich einfach nicht in Ruhe lassen. Und dann das: heute zaubert mir der Blick auf den Wecker ein klitzekleines Lächeln auf das Gesicht: 06.00Uhr. Die Freude währt allerdings nicht lange...die Umstellung von Sommer- auf Winterzeit habe ich nicht auf der Rechnung gehabt. Ist aber irgendwie auch egal - Thorsten und ich steigen heute eh in den Flieger nach Ägypten und dort ist der Sonnenaufgang schon um 05.00Uhr. Also besser, ich gewöhne mich gar nicht erst ans ausschlafen... Und weil ich schon mal wach bin, fahre ich jetzt ein letztes Mal Brötchen holen - die nächsten Wochen gibt es schließlich nur noch Fladenbrot...

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Ein Geheimnis wird gelüftet...

Es ist schon seltsam: seit Jahren begegnen uns auf unseren Reisen immer wieder die gleichen Fragen. Welche Auswirkung hat der Jetlag auf den menschlichen Körper? Muss ich das essen? Und warum ist Drehbeginn schon um 06.30Uhr? Natürlich stoßen wir regelmäßig auf Antworten, auch wenn sie gelegentlich unbefriedigend ausfallen. Eine Frage aber blieb stets unbeantwortet und löste ein Gefühl der Leere aus, erfüllte uns mit großer Ratlosigkeit. Und offensichtlich muss man bis ans Ende der Welt reisen, um endlich die Mutter aller Fragen, eines der großen Rätsel unserer Zeit beantworten zu können: Haben Silikon-Implantate Auftrieb? Schwimmen sie an der Oberfläche? Zugegeben, es gibt auf der Welt dringendere Fragen - aber auch spannendere? Na also. Dabei ist die Antwort so einfach, wir haben sie nur all die Jahre nicht GESEHEN. Am letzen Abend auf Yap aber ist es soweit. Im Pool tummeln sich einige Hotelgäste, genießen ihr Bier, erzählen von ihren Taucherlebnissen. Das Wasser im Becken ist etwa 1.70m tief, die Anwesenden können gut darin stehen. Unter ihnen befindet sich auch eine etwa 60jährige Amerikanerin, deren entspannte und aufrechte Körperhaltung unsere Aufmerksamkeit erregt. Nein, nicht auf den ersten Blick. Es dauert einen kleinen Moment, bis das Hirn die dazugehörigen Bilder liefert: Klick... Am Abend zuvor stehen wir gemeinsam mit ihr an der Bar... Klick... Wir müssen auf sie herab blicken, ihre Körpergrösse rangiert im Bereich von geschätzten 155cm, ganz im Gegensatz dazu steht ihre deutlich unproportional zur Körpergrösse vergrößerte Oberweite... Klick. Pause. Nachdenken. Und dann ungläubiges Staunen, als wir begreifen, dass ihre Füsse den Boden nicht im Ansatz berühren - da fehlen mindestens 15cm - sondern sie lediglich von ihrem Busen an der Oberfläche gehalten wird. Wie ein Korken dümpelt sie im Becken, bentutzt ihre Arme lediglich zur Blickrichtungsbestimmung. Aber nicht nur das: Die Gewichtsverteilung sorgt sogar für eine absolut aufrechte Körperhaltung. Für einen Moment befürchten wir, mit grossen Augen ertappt zu werden. Aber auch wir bewahren Haltung, schlendern unschuldig dreinblickend am Geschehen vorbei und fühlen uns doch ein kleines bisschen wie Hercule Poirot - schließlich haben wir gerade eines der letzten großen Geheimnisse gelüftet... Obwohl: Wie reagiert Silikon eigentlich auf die Druckverhältnisse beim Tauchen? Hmmm.... Die Antwort muss aber noch etwas warten, denn in ein paar Stunden landen wir in Frankfurt und dann geht es mit wehenden Fahnen nach Hause. In den vergangenen Wochen sind wir nie schneller als 40 gefahren...Autobahn, wir kommen...

Dienstag, 20. Oktober 2009

Steinkohle


Drehschluss. Und der Dreh endet, wie er begonnen hat - im Wasser. Im letzten Licht des Nachmittags jage ich mit der Unterwasserkamera eine Kokosnuss durch den Pazifik. Sie ist Teil unseres Films und fast haetten wir vergessen, die schwimmende Frucht zu drehen. Sie ist naemlich etwas besonderes: wenn so eine Nuss irgendwann mal von der Palme fällt und im Wasser landet, bleibt sie 3 Monate lang genießbar. Ihre Milch ist isotonisch und...steril. Im 2. Weltkrieg wurde die Kokosnussmilch sogar als Blutplasma verwendet, wenn die Vorraete im Krankenhaus zur Neige gingen. Raus aus der Nuss, rein in die Nadel, ab in die Vene. Unglaublich, aber wahr. Bei den letzten Bildern zeigt sich das Wetter auf Yap von seiner besten Seite. Ganz im Gegensatz zu den Mantas: Mehrmals versuchen wir, die sanften Riesen zu drehen - ohne Erfolg. Sie lassen sich einfach nicht blicken. Stattdessen nur der kurze Besuch eines Hais und heute morgen das Techtelmechtel mit einer Schildkroete, die mit grosser Ruhe am Riff ihr Fruehstueck geniesst. Ueberhaupt laeuft unser Dreh - trotz ausgefuellter Tage - in grosser Gelassenheit ab. Yap ist nicht gross, die Wege sind kurz und Theo, unser Begleiter, kennt Gott und die Welt. Mit dem alten Toyota-Van cruisen wir ueber die Insel und drehen unter anderem eine ausserordentlich koerperintensive Geschichte ueber das Steingeld - die alte Waehrung der Suedsee. Bis ins vergangene Jahrhundert hinein zaehlten grosse Steinraeder als Zahlungsmittel auf Yap. Schade nur, dass das Rohmaterial hier nicht vorkam. Also segelte der unerschuetterliche Yapese bei Wind und Wetter mit seinem nicht sonderlich vertrauenserweckenden Floss nach Palau. In der Regel dauerten diese Besuche laenger, denn die Palauaner liessen sich dass Steingeld teuer bezahlen. Wenn der Yapese nach ein paar Jahren aus der Sklaverei entlassen wurde, durfte er einen Stein auf sein Floss hieven und gen Heimat segeln, in der Regel etwa 5 Tage. Der Wert des Geldes bestand aber nicht nur in der Groesse des Steinrades, sondern in dem geleisteten Gegenwert. Je mehr Arbeit fuer einen Stein - umso hoeher sein Wert. Und wir haben den Wert eines kleineren Steinrades massiv erhoeht... ich weiss wovon ich rede: einen ganzen Nachmittag haben wir so ein Biest fuer den Dreh durch die Gegend geschleppt. Schoen mit Steadicam und einem Dirk, der am Ende seine Schulter nicht mehr gespuert hat. Und nochmal... eine noch... komm, und jetz die letzte... irgendwie war es dann doch nie die letzte...
Als die Klappe heute faellt, bin ich froh, dass die Technik die Salzwasser-Tortur der vergangenen Wochen (bisher) schadlos ueberstanden hat - schliesslich reisen wir Montag schon weiter nach Aegypten und ich habe keine Zeit Reparaturen vornehmen zu lassen (Sorry, Herr Schreyer!).
Heute Nacht geht es dann langsam nach Hause. Guam-Tokio-Muenchen-Frankfurt... Donnerstag Morgen wache ich wieder im eigenen Bett auf - ich freue mich wahnsinnig auf meine Frauen....in diesem Sinne gibt es gleich noch ein leckeres, selbstgebrautes Manta-Gold im Pool, ich stosse mit euch an...

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Dienstwagen...

Ich sage es gleich: Das Ding hat auch Nachteile. Naja, eigentlich nur einen...Man kann die Fenster nicht schliessen, wenn es regnet (das passiert mindestens einmal am Tag - und zwar richtig). Okay, es gibt noch einen: zum Set muss man in der Regel durch knietiefes, sehr warmes, glasklares Wasser laufen. Alles andere, ich betone: ALLES andere sind nur Vorteile. In den letzten Tagen sind wir also ausschliesslich mit der "Calypso" unterwegs, immer auf der Suche nach einer besonderen Location. Tag 2 ist unser Seegurken-Tag. Diese eigenartigen, ca. 40cm grossen Meeresbewohner eroeffnen dem leidenschaftlichen Korallenlaeufer voellig neue Moeglichkeiten: wenn man sie stoert, sondern sie ein schleimig-klebriges weisses Sekret aus ihrem Darm ab (jaahaaa - genau daher...), welches sich die findigen Insulaner frueher um ihre Fuesse geschmiert haben. Das Zeug sitzt wie ein massgeschneiderter Schuh und schuetzt sogar vor den wirklich scharfen Korallen. Sagt Dirk. Er drueckt die Seegurken mit grosser Leidenschaft aus und demonstriert uns stolz seine neue 2. Haut. Nach der letzten Einstellung veschwindet das Laecheln jedoch recht schnell von seinem Gesicht, als das Zeug nur unter groesstem Widerstand wieder ab geht... Aber nicht nur sein Laecheln schleicht sich davon, auch ich habe Muehe meines zu behalten. Bei aller Freude ueber die wunderbare Location und die tollen Farben - kurze Zeit spaeter drehen wir unsere erste Steadicam-Einstellung am Strand. Temperatur, Luftfeuchtigkeit und der weiche Sand lassen den Schweiss in Stroemen fliessen. Aber ein vorsichtiger Blick in die Runde gibt mir Gewissheit: schwitzen ist Teamsache. Und als am Abend zischend der erste Kronkorken das fliegen lernt, kommt das Laecheln von ganz alleine zurueck...

Mittwoch, 14. Oktober 2009

Slimy & Die dicken Kinder von Palau

o
Es war einmal ein kleiner Junge, der lebte auf der Insel Angaur. Und weil er nicht aufhoeren konnte zu essen, wurde er immer dicker. Er wurde so dick, dass die anderen Menschen anfingen sich zu fuerchten und versuchten, ihn von der Insel zu vertreiben. Aber der Junge ass weiter - er ass so lange weiter bis er kugelrund war und kaum noch auf die Insel passte. Die anderen Menschen beschlossen, ihn gewaltsam zu verjagen - da explodierte der Junge. Als die einzelnen Teile in den Pazifik fielen, entstand aus ihnen...Palau. Soweit die Legende. Aber eins steht fest: Der junge Mann hat sich beim explodieren wirklich Mühe gegeben und etwas wunderschoenes geschaffen. Immer wieder fahren wir mit unserem Boot durch die zerklueftete Landschaft der Rock Islands und staunen ueber die unglaubliche Farbvielfalt. Das Wasser ist glasklar und laedt permanent zum hineinspringen ein. Wer sich allerdings nach Abkuehlung sehnt...Fehlanzeige, denn 30 Grad helfen nicht weiter. Nur Jonathan, unser Boat-Captain, haette es gerne noch etwas waermer. Ich weiss allerdings nicht, ob ich ihn ernst nehmen kann... schliesslich kaut er sogar beim tauchen seine Bethel-Nuss und schaut dann immer ein klein wenig verzueckt aus. Nicht verzueckt aber entzueckend ist der Jellyfish-Lake. Ein kleiner See, auf einer nicht viel groesseren Insel, der vor etwa 18000 Jahren durch das ansteigen des Merresspiegels entstanden ist. Millionen von Quallen leben in diesem See - und jede einzelne fuehlt sich an, wie ein Toepfchen voller Slimy...erinnert ihr euch? Und sieht auch fast genauso aus - bloss in gelb. Woher ich das weiss? Nun, wir sind stundenlang in dem See geschwommen, inmitten von glibberigen, schleimigen, hirn- und rueckgratlosen Zeitgenossen. Etwas gewoehnungsbeduerftig, aber harmlos. Gewoehnungsbeduerftig ist auch, dass wir unsere Kameratechnik irgendwie ans andere Ende des Sees transportieren muessen - Boote sind verbo(o)ten (Ha!) und es gibt nur einen kleinen Steg, ueber den man ins Wasser gelangt. Also: Matratze aufpumpen, Kamera in wasserdichten Sack, Oli mit Kamera auf Matratze und los geht es: Sabine paddelt, die Matratze vor sich her schiebend, quer ueber den See - schliesslich wandern die Quallen mit dem Sonnenlicht. Die Viecher haben keinerlei Abwehrmechanismen und deshalb auch kein Gift - sie brauchen es schlicht und ergreifend nicht, weil sie keine Feinde haben. Und es gibt noch etwas, was sie nicht brauchen: Futter. Yip. Richtig gehoert. Die Dinger haben es doch tatsaechlich geschafft - nie wieder Hunger: sie brauchen zum ueberleben nur Sonnenlicht, sonst nix.... Mann, was bin ich NEIDISCH...

Dienstag, 13. Oktober 2009

Die ersten Worte...

Unruhig rutschen meine vier Buchstaben auf dem Sitz hin und her, als wir morgens um halb 3 endlich auf dem Flughafen von Palau landen. Nach Zwischenlandungen in Muenchen, Hongkong und Manila legt sich das Gefuehl der morgendlichen Einsamkeit schnell: reges Treiben empfaengt uns in der kleinen Ankunftshalle. Palaus Flughafen ist tagsueber naemlich nicht wirklich existent - der gesamte Flugverkehr wird nachts abgewickelt...Abgewickelt werde auch ich in diesem Moment: Die freundliche Insulanerin besteht auf ihren Feierabend und nur nur mein freundlichstes Laecheln haelt sie vom sofortigen ausschalten des Rechners ab - einem der ganz wenig Internetfaehigen...ich meld

Samstag, 3. Oktober 2009

7.20 N / 134.29 O = Palau


Die Abreise in den 11.600km entfernten pazifischen Inselstaat rückt mit großen Schritten näher - heute packen wir. Ich gebe allerdings zu: so richtig ausgepackt habe ich die Ausrüstung ja eigentlich gar nicht nach unserer Rückkehr aus Russland. Und so bleibt neben ein paar kleineren Modifikationen nur eine erwähnenswerte Erweiterung: das Unterwassergehäuse - auf dem Drehplan stehen einige Tauchgänge. Massive Veränderungen finden sich dagegen in meiner Privattasche, denn bei 32Grad Luft- & 29Grad Wassertemperatur brauche ich wohl voraussichtlich keine Daunenjacke - dafür aber eine Badehose. Ich frage mich, ob meine Urgroßeltern die auch dabei hatten - schließlich gehörte Palau von 1899-1914 zu Deutschland: für schlappe 17 Millionen Mark hat Spanien damals den Zwergenstaat an das Deutsche Reich verkauft. Das koloniale Vergnügen war jedoch recht schnell vorbei - Japan besetzte die Inselgruppe mit Beginn des 1. Weltkrieges. Heute ist das gerade einmal 20.000 Einwohner zählende Land unabhängig und einer der wenigen Staaten, die die Volksrepublik China nicht anerkennen. Nicht nur das: Vor einigen Monaten hat Palau sind 17 uigurische Guantanamo-Häftlinge aufgenommen. Und wer jetzt den Hut ziehen möchte: hier ist die Nationalhymne...

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Generation Internet

Eigentlich soll ich ja in 5 Tagen nach Palau fliegen. Aber ich kann nicht. Ich habe nämlich zu viele Mails und Anrufe mit dem Thema "Wie kann ich einen Kommentar schreiben?" bekommen. Deshalb hier nun die ultimative Anleitung: 1. Den Beitrag lesen, 2. unter dem Beitrag auf "? Kommentare" clicken - es öffnet sich ein neues Fenster, 3. in dem Kasten "Kommentar veröffentlichen" seinen Text schreiben, 4. unter dem Kasten befindet sich ein "Kommentar schreiben als", auf das kleine Fenster clicken und "anonym" auswählen. 5. Jetzt auf "Kommentar veröffentlichen/ erstellen" - FERTIG. Niemand muss sich registrieren...Einfach mal ausprobieren...;-)

Sonntag, 20. September 2009

Spaß am Ring, Teil 2

Und hier noch in der "Familien"-Version:

Spaß am Ring

Seit ein paar Tagen läuft der TV-Spot für den umgebauten Nürburgring. Regie: Christoph Deja; DP: Luis de Maia. Ich war als Steadicam- & Kameraoperator dabei: Hier ist er in der "Single"-Version:

Zeig doch mal die Bilder

Rechts findet ihr ein paar Eindrücke von Sibirien. Einfach mit der Maus anklicken und schon beginnt die Diaschau...

Donnerstag, 17. September 2009

Das grosse Rennen

Weiter unten im Blog findet ihr die englische Variante - hier also der deutschsprachige Trailer... Der Film kommt am 29.10.098 in die Kinos. Ich habe als Steadicam- und Kamera-Operator mitgearbeitet.

Sonntag, 13. September 2009

Und tschüss...

Nach 2 Wochen verabschieden wir uns heute aus Russland. Wie gross dieses Land ist habe ich in den letzten Tagen begriffen: Erst 600km über Schotterpiste und nur durch Wälder. Und gestern sind wir dann nach einem 9stündigen Flug mit der Zeitmaschine (Abflug 15.30 in Petropavlovsk, Ankunft 15.30) in Moskau angekommen. Sibirien ist so gross, dass man zeitgleich Sonnenauf- und untergang erleben könnte. Wenn man sich denn beamen könnte. Abends dann noch in die Stadt für ein letztes Abendessen. Und jetzt liege ich hier, gebeutelt vom Jetlag und warte schon verzweifelt auf das Frühstück... und den Flieger nach Düsseldorf.
Spaß gemacht hat es. Und unsere Erwartungen übertroffen hat es auch. In allen Belangen. Ich hoffe, ihr hattet auch ein bißchen Spaß beim lesen - aber schön dranbleiben...in 3 Wochen geht es schon wieder weiter: Palau steht auf dem Programm.
Und tschüs...

Freitag, 11. September 2009

Der Esso-Doppelgänger-Contest

Ganz leise und unspektakulär geht der letzte Drehtag zu Ende. Das Wetter ist mittlerweile wirklich unangenehm und wir müssen uns sputen, denn Georgi, unser Fahrer, macht Druck. Der Regen weicht den Lehmboden so stark auf, dass er befürchtet, unser Bluesmobil nicht ohne Schäden zurück nach Esso zu bringen. Das wäre allerdings schade: Georgi hat uns nämlich eingeladen. Dieser Schrank von einem Mann möchte mit uns seinen 20. Hochzeitstag feiern. Frau und Kind sind am Schwarzen Meer und wir sind ihm in den vergangenen 6 Tagen ans Herz gewachsen. Und ganz offensichtlich gefällt ihm auch der Gedanke, uns unter den Tisch zu trinken. Die Flasche Vodka muss weg, daran lässt er keinen Zweifel. Und erklärt Tobi gleich noch, dass eine Portion Pfeffer im Vodka gut gegen Husten ist. Das Tobis Körper reagiert, muss wohl nicht näher erläutert werden. Die Augen treten aus den Höhlen und füllen sich mit Tränen. Ein hilfloser Schlag auf die Brust rundet das Bild ab. Und Georgi lacht. NATÜRLICH zaubert er noch eine zweite Flasche hervor. Ein würdiger Abschluss - ganz klar. Wir haben uns wohlgefühlt in Esso und möchten Olga, der Servicekraft im Hotel ein Denkmal setzen. Mit ganz eigenem Witz und Charme hat sie sich um uns gekümmert, uns angepfiffen, wenn wir mal wieder zu spät zum Abendessen kamen. Sie wollte unser bestes. Deswegen die Frage: wer ist der beste Olga-Doppelgänger? Stimmt ab und lasst uns wissen, wer den ersten Preis verdient hat. Hier Kandidat Nr.1:



T., 35J, überlegt schon seit längerem die Branche zu wechseln.
Kandidat Nr. 2:



O., 41J, könnte sich ein Leben in der Tundra nur schwer vorstellen - würde aber gerne ein Hotel mit ähnlicher Konzeption in der Eifel leiten und glaubt an dessen Erfolg.
Kandidat Nr.3:



D., 41J, ein Freund von Stil & Geschmack, ist fasziniert von Olga - und möchte so sein wie sie.
Das Original:



Olga, jung geblieben und immer für uns da. Danke, Olga.
Jetzt seid ihr an der Reihe. Wer darf Olgas Doppelgänger sein?

Mittwoch, 9. September 2009

Mann im Mond

Alles hat ein Ende - so auch diese Reise. Wir nähern uns allerdings nur mit kleinen Schritten unserem Ziel. Heute stehen noch 11 Stunden Schotterpiste auf dem Programm. Es ist wohl müßig zu erwähnen, das sich unsere Lust auf die Schüttelparade in Grenzen hält. Passend zu unserer Abreise hat sich das Wetter verschlechtert. Schon vor ein paar Tagen haben wir die Regenklamotten ausgepackt und stehen seitdem trotzig im Wind. Wenn wir nicht gerade in unserem Team-LKW sitzen... Die Fahrt zum Vulkan Tolbatschik ist ein (langes & schüttelstarkes) Ereignis und als am späten Nachmittag die Spitze des Berges für kurze Zeit zu sehen ist, geht ein Raunen durch die Menge. Wir parken unser Bluesmobil mitten auf dem Aschefeld und drehen skurrile Einstellungen in dieser bizzar anmutenden Landschaft. Hier haben die Sowjets ihr Mondfahrzeug getestet und Raketen gestartet - geholfen hat es nichts, die Amis waren schneller. Der Wind pfeift




ordentlich und treibt die Asche bis in die kleinsten Winkel unserer Ausrüstung. Mit Blick auf das beeindruckende Panorama gibt es ein Süppchen, zubereitet auf einem Campingkocher. Auf der Rückfahrt dann noch ein leckeres Feierabendbier - Na Sdorowje!

Dienstag, 8. September 2009

Kamtschatka goes Hightech

Und weil das so ist, kann ich zwar eure Kommentare zu meinen Posts lesen - aber leider nicht darauf antworten. Warum? Ich habe KEINE Ahnung. Deshalb auf diesem Wege ein "Danke", auch für eure Mails. Die Telefonverbindung arbeitet zuverlässiger als erwartet. Und das tut offensichtlich auch der abgebildete Wasserkocher, der eine Ranger-Station mit heißem Teewasser versorgt...habe ich schon erwähnt, dass ich meine mobile Espressomaschine liebe?

Der mit dem Rentier spricht


Neuer Tag, neues Glück. Und der Tag beginnt nun wirklich vielversprechend. Und wieder mal hat Irina ihre Finger im Spiel. Irgendwie hat sie irgendwo einen Helikopter mit gelangweilten, aber total coolen, weil übergroße Ray-Ban Sonnenbrillen tragende Piloten aufgetrieben, die uns am frühen Morgen in die Tundra fliegen sollen. Also, gleiches Prozedere wie am Vortag: warm anziehen, Kamera sichern und die Sturmhaube aufsetzen - die Tür bleibt wieder auf. Meinen Sicherungsgurt schaue ich mir nicht genau an - und das ist auch besser so. Das "Sicherungsseil" ist eine Kordel und der Karabiner würde nicht einmal einen Dackel am weglaufen hindern. Immerhin gibt es heute keinen Kerosintank im Transportraum. Wir fliegen in gerade einmal 50m Höhe über die Baum- und Menschenlose rot-gelb gefärbte Landschaft. Seen, in deren glatter Oberfläche sich der dunkelblaue Himmel spiegelt und geschwungene Hügel rasen unter uns vorbei und nach etwa einer halben Stunde entdecken wir eine Rentierherde im Nichts. Wie die Piloten die finden konnten, ist mir ein Rätsel. Egal: wir haben unser Ziel erreicht. Aber wie kann man das Nichts beschreiben? Vielleicht so: Horizont. Überall. Anatoli, der Hirte - ein 50jähriger Mann mit schmalen Augen im zerfurchtem Gesicht - zieht mit Frau und 5jährigem Enkelsohn der Herde hinterher. Nicht die Nomaden bestimmen hier den Rythmus, es sind die Tiere, die dem Futter folgen und den Takt angeben. In Sibirien gibt es keine wildlebenden Rentiere mehr, es sind kleine Familien wie die von Anatoli, die sich um die Herden kümmern. Er wird für uns die 300 Tiere zusammen treiben, die Dreharbeiten erweisen sich dank Anatolis Mitarbeit als wunderbar. In seinem kleinen Lager erwartet uns nicht nur seine kleine Familie, sondern auch eine echte Delikatesse: Bärenfleisch. Und weil man hier nicht einfach an die Kühltheke gehen kann, wird der erst vergangene Nacht erlegte Kamtschatka-Braunbär

in einem kleinen Bächlein gelagert. Die Rentierherde wurde von dem größten Landraubtier (nach dem Eisbären) angegriffen und hatte Glück, das Anatoli schnell zur Stelle war. Das Angebot, ein wenig Bärenfleisch zu probieren, lehnen wir nach genauerer Betrachtung des intensiv riechenden und von Fliegen bevölkerten Fleisches aber dankend ab - obwohl die Vorschriften zur Lagerung von Bärenfleisch bezüglich Kühlkette hier sicherlich eingehalten werden. Anatolis Augenbrauenzucken nehmen wir dabei gerne in Kauf... Auch, wenn der Mann vom Stamm der Ewenen sich manchmal mit Fliegenpilzen in den siebten Himmel beamt. Und dann ganz merkwürdige Dinge sieht. Wie zum Beispiel fliegende Rentiere. Genau. Hab ich auch gedacht. Aber die Legende erzählt tatsächlich von zugedröhnten Nomaden, die nach dem Genuss von Fliegenpilzen mal eben die Weihnachtsgeschichte erfunden haben. Bewusst oder unbewusst spielt hierbei wohl keine Rolle. Naja, von bewusst kann hier eigentlich keine Rede mehr sein. Jedenfalls haben sie fliegende Rentiere "gesehen". Und weil das Ganze im Winter passierte, wurde sofort der Rentierschlitten in die Weihnachtsgeschichte eingebaut. Thorsten kann dies alles nicht glauben und hat die gefragt, die es wissen müssen.


Spießer. Anstatt einfach mal in einen Fliegenpilz zu beißen.

Sonntag, 6. September 2009

Jurassic Park

Ich muss zugeben, der Glaube in die Flugfähigkeit dieses Gerätes ist nicht sonderlich ausgeprägt, als wir heute morgen am Flughafen Petropavlovsk einchecken. Unser Ziel ist das "Tal der Geysire", etwa eine Flugstunde entfernt. Die Ausstattung des Hubschraubers entspricht der einer Cola-Dose: einfache Pritschen dienen als Sitzbänke, der große Kerosintank im Innenraum zieht unsere Aufmerksamkeit nicht nur wegen seiner Grösse auf sich: er stinkt ganz ordentlich. Dafür lassen sich die Fenster öffnen. Alles rappelt und hat wahrscheinlich 30 Jahre auf dem Buckel. Der Pilot ist nicht viel älter und eine coole Sau. Unser Gepäck wirkt im Laderaum wie Spielzeug, naja, Laderaum ist da, wo wir sitzen. Das verlegen unsichere Grinsen in dem ein oder anderen Gesicht ist nicht zu übersehen. Um filmen zu können, bleibt die Tür offen - die scherzhaft vorgetragene Bitte an die Piloten nur so hoch zu fliegen, dass wir nicht erfrieren, wird mit einem Lächeln quittiert. Ich sitze also an der offenen Tür und erlebe in der nächsten Stunde eine Reise in die Vergangenheit. Diverse Vulkane und langgezogene Ebenen erstrecken sich entlang unserer Route. Wunderschön. Das Rappeln des Helikopters rückt angesichts dieser Schönheit in den Hintergrund und fast sind wir ein bißchen traurig, als wir uns unserem Ziel nähern. Allerdings wissen wir noch nicht, was uns erwartet: der Landeanflug erweist sich als Highlight - der Geruch von Schwefel zieht in unsere Nasen und verdrängt den Kerosingestank aus dem angerosteten Tank im Hubschrauber. Wie das aber so ist: die Ausrüstung ist leider
noch nicht da, wo sie sein soll. Ca 2784 Stufen führen uns tief ins Tal, alle packen mit an und bald lässt der Anblick die Anstrengung vergessen. Irre. So muss es gewesen sein. Früher. Also, ganz früher. Als alles anfing. Jurassic Park eben. Natürlich schlängelt sich ein Fluss durch das Tal und komplettiert das Klischee. Es würde mich nicht wundern, wenn auf einmal ein Flugsaurier um die Ecke käme. Vielleicht ja im Winter: dann entsteht hier nämlich aufgrund der vulkanischen Tätigkeit ein Mikroklima, welches zahlreiche Tiere anzieht - überall ist es bitterkalt, aber hier kann man es noch aushalten. Überall dampft es, es brodelt an allen Ecken und Enden. Kaum ein Meter ohne schlammblubberndes Loch im Boden - man muss aufpassen, wohin man tritt. Schließlich sind 70-90 Grad Temperatur kein Pappenstiel.
Die geplante Steadicam-Einstellung kann aufgrund dieser extremen Bodenbedinungen nicht stattfinden - dennoch gelingen uns sehr schöne Aufnahmen. Leider lässt sich die Eruption eines Geysirs nicht so wirklich vorhersagen... Pipi machen zum Beispiel ist also eine Frage des Timings - und klappt nicht immer, also das Timing meine ich. Fest steht aber: der eigene Strahl hat nicht die gleiche Wucht wie ein Geysir. Der Anblick der brodelnden Erdoberfläche erzeugt aber zumindest Pipi in den Augen. Faszination Erde halt.

Freitag, 4. September 2009

5 vor 12

...sind wir am Flughafen von Irkutsk. Die Anzahl unserer Gepäckstücke löst Erstaunen und heftiges Tuscheln bei unseren Mitreisenden aus. Nicht nur das: Der feste Wille, noch vor uns abgefertigt zu werden, löst eine grössere Drängel-Aktion aus. Und wieder zeigt sich, das Irina ihre Landsleute im Griff hat. An der Stelle mal ein dickes Dankeschön... Bei der Abreise stürmt es heftig und wir sind uns nicht sicher, ob wir einen ruhigen Flug erwarten dürfen. Aber: alles ist gut. Und eines der größten Geheimnisse des russischen Volkes können wir ganz nebenbei auch noch lüften: Dieses Land leidet unter einer ausgeprägten Blasenschwäche. Die permanente Völkerwanderung Richtung Klo spottet jeder Beschreibung. Und dann noch der Kuschler, der seinen Kopf ganz entspannt auf meine Schulter bettet. An Schlaf ist also nicht zu denken - die Zwischenlandung nach 3 Stunden trägt auch nicht gerade zur weiteren Entspannung bei. Mittlerweile sind wir alle ziemlich durch und hoffen, auf dem letzten Stück etwas Ruhe zu finden - ich habe die Rechnung aber ohne die konsequent auftretende Volkskrankheit Nr.1 gemacht: Blasenschwäche. Habe ich eigentlich erwähnt, das jeder von uns auf einem Gangplatz sitzt? Aber dann ein wunderschöner Landeanflug entlang der Vulkanlandschaft Kamschatkas und bei unserer Ankunft in Petropavlovsk-Kamchatski scheint nicht nur die Sonne - wir sind der Zeit davongeeilt. Ganze 11 Stunden sind wir Deutschland jetzt voraus. Und noch eine Zahl: seit mehr als 30 Stunden sind wir nun auf den Beinen und freuen uns mächtig auf ein Bett - ohne Kuschler. Und ganz ohne Blasenschwäche...

Donnerstag, 3. September 2009

Sommer in Sibirien vorbei


Tja, das war's. Kaum haben wir uns an die Temperaturen gewöhnt - schon geht es Richtung Winter. Der Zauber des Sees verschwindet - grau in grau zeigt er sich und man kann sich halbwegs vorstellen, wie anstrengend das Leben hier im Winter ist. Der Baikalsee wird im Laufe der kommenden Monate vollständig zufrieren und den Menschen als Verkehrsweg dienen. Autos und LKWs bewegen sich dann kreuz und quer über das Eis. Soweit ist es aber glücklicherweise noch nicht - und wir haben unseren Teil hier bereits abgedreht.
Heute steht Reiten auf dem Programm und ich kann es nicht anders sagen: Dirk macht beim Galoppieren eine gute Figur. Vielleicht ist es auch nur die Aussicht, das Ganze möglichst schnell hinter sich zu bringen... Jedenfalls behauptet er jetzt, galoppieren rege die Verdauung an und ich kann sagen: er sieht glücklich aus.
Apropos Glück: Irina hat uns gestern Abend bewiesen, das die russische Küche doch eine Menge sehr leckerer Dinge zu bieten hat. Seitdem lächelt Thorsten nahezu ununterbrochen - aber das liegt sicherlich auch an den 100gr Vodka...

Mittwoch, 2. September 2009

Sommer in Sibirien...

Unglaublich, aber wahr. Seit unserer Ankunft scheint die Sonne. T-Shirt Wetter. Sonnenbrandgefahr. Und die falschen Klamotten im Koffer. Alles haben wir dabei... nur keine Sonnenmilch. Aber Irina hat versprochen, das es in Kamtschatka regnen und kalt sein wird. Ich weiss noch nicht, was besser ist...
Mittlerweile sind wir also in Sibirien. Ein Nachtflug von Moskau bringt uns ins 6 Stunden entfernte Irkutsk. Ein paar Stunden Ruhe und dann geht es weiter zum Baikalsee. Der groesste See der Welt koennte die gesamte Menschheit fuer die naechsten 50 Jahre mit Trinkwasser versorgen. Das Wetter spielt also mit und wir verbringen den Tag auf dem Wasser. Das andere Ufer ist teilweise gar nicht zu sehen, man hat den Eindruck auf einem Meer unterwegs zu sein. Am Nachmittag sind die Gleise der Transsibirischen Eisenbahn unser Thema und im Anschluss geht es zurueck in unser Hotel. Ein Feierabendbier und dann was leckeres zu essen. Naja, kulinarisch verwoehnt werden wir nicht gerade, aber der Blick auf den See entschaedigt fuer vieles. Morgen haben wir hier unseren letzten Drehtag und reisen dann in der Nacht weiter nach Kamschatka, wo wir die naechsten 10 Tage verbringen werden.

Samstag, 29. August 2009

Lifting se Füss

Der ganz normale Wahnsinn am Frankfurter Flughafen. Und dann noch Samstag. Aber: überrussiand (sensationeller Wortspielvorschlag von Thorsten, wie ich finde) unkompliziert verläuft das Einchecken unserer 175kg Gesamtgewicht. Die Vorbereitung seitens des ZDF macht es möglich. Bei der Sicherheitskontrolle kommt es dann kurz zu bilingualen Eruptionen. Der freundliche Beamte beugt sich nach unten, um meine Schuhe zu scannen und fordert mich in seinem besten und breitesten Hessen-Englisch auf: "Lifting se Füss...".
Der 3stündige Flug nach Moskau verläuft dagegen ereignislos, mal abgesehen von dem Hörgenuss, den mir Jan Delay mit seiner neuen Platte bereitet.
Guuut......da ist noch die kollektive Fiebermessung an Bord, unmittelbar nach der Landung. Die Angst vor der Schweinegrippe ist auch hier angekommen. Glücklicherweise können wir uns auf die orale Messmethode einigen...und weil niemand Symptome zeigt, nähern wir uns dem Zoll mit großen Schritten. Und wieder läuft es geschmeidig. Irina hat alles im Griff und innerhalb kürzester Zeit passieren wir die Kontrolle. Zum Abschluss des Tages gibt es dann noch eine Frikadelle am Roten Platz...



Freitag, 28. August 2009

Yes, I can...

...in die USA. Vorhin kam die Bestätigung, dass ich mein Visum bekomme. Das sind gute Nachrichten, die mich zwischen unseren gepackten Kisten noch vor dem morgigen Abflug erreichen. Jetzt geht es ganz beruhigt nach Sibirien und Kamtschatka - von dort hätte ich sicherlich nur wenig Handlungs- und Organisationsspielraum gehabt... Das Visum hat natürlich nichts mit der Reise nach Sibirien zu tun, erleichtert aber ungemein die Planung für die weiteren Sendungen dieser Staffel.


Mittwoch, 26. August 2009

52° 17′ N, 104° 18′ O


Der Countdown läuft. Am Samstag geht es los. Unsere Reise führt uns zunächst über Moskau nach Irkutsk am Baikalsee. In der russischen Hauptstadt haben wir wegen der Zollformalitäten 24 Stunden Aufenthalt - wir hoffen inständig, dass wir diese nicht voll ausschöpfen. Heute haben wir den entscheidenden Schritt Richtung Abreise getätigt: packen. In Anbetracht verschiedenster Fortbewegungsmittel wie Boot, Hubschrauber und Offroad-LKW wollen 12okg sorgsam und sinnvoll verteilt sein.
Die Einkaufsliste ist weitestgehend abgearbeitet: Mückennetz - & Spray sind genauso dabei wie wasserdichte Klamotten. Irina, unsere Begleiterin, wird nicht müde uns auf intensive Regengüsse vorzubereiten. Temperaturen bis zu -10 Grad stehen ebenso auf dem Programm wie stürmische Momente auf dem Baikalsee. Da hilft dann wohl nur noch ein Gläschen Vodka...

Samstag, 15. August 2009

"Dann doch lieber Wuppertal..."

Als ich 1968 in Dhaka - damals Ost-Pakistan, heute Bangladesch - geboren wurde, haben sich meine Eltern sicherlich nicht vorstellen können, was dies 41 Jahre später für Folgen haben würde. Mein Vater war dort als Kameramann tätig - der Apfel fiel also nicht weit vom Stamm...aber das nur am Rande. Etwa 6 Monate nach meiner Geburt zogen wir zurück nach Deutschland. Mal abgesehen von einem 30 minütigen Schwarz-weiss-Film mit dem Titel "Unser Leben in Ost-Pakistan" blieb nichts weiter übrig als ein exotischer Geburtsort. Dachte ich jedenfalls. Denn wenn es darum geht, ein Visum für die USA zu beantragen, holt mich meine Vergangenheit auf sehr unschöne Weise ein: für gewöhnlich dauert es vom Antrag bis zur Bewilligung des Visums nicht länger als 10 Tage - bei mir dauert es mittlerweile fast 3 Monate. Die Uhren gehen eben anders seit September 2001. Und die Vorbereitung der kommenden Monate läuft somit nicht in allen Bereichen glatt.
Oder, wie ein Freund zum Thema Exotik sehr treffend bemerkte: "Dann doch lieber Wuppertal."




Montag, 10. August 2009

Levis 501

Und weil ich gerade ja so schön dabei bin; hier noch ein Spot der Filmakademie Ludwigsburg.
Regie: Michael Brent Adam
DoP: Benjamin Wieg.
Meine Wenigkeit war als Steadicam-Operator dabei.



LIVE UNBUTTONED - LEVI'S 501 from Say HI to Brent on Vimeo.

THE RACE

Jetzt gibt es hier aber erst einmal den Trailer zu "Das grosse Rennen". Ein Kinderfilm, bei dem ich als Steadicam- & Kamera-Operator mitgewirkt habe. Die deutsch-irische Koproduktion kommt am 22.10.09 in die deutschen Kinos...

90.000 Kilometer

Okay, okay - ich kann die Zahl nur schätzen. Aber ich liege bei diesem Zahlenspiel wohl gar nicht so schlecht. Ende August geht es los. Für die ZDF-Sendung "Faszination Erde" darf ich bis Mitte Januar in den abgelegensten Winkeln der Welt als Kameramann tätig sein. Mal heiß, mal kalt. Mal trocken, mal feucht. Aber immer mit einer ordentlichen Portion Neugier. Tja, und den Anfang macht: Sibirien. Unberührte Landschaften und Einsamkeit. Die Jahresdurchnittstemperatur dümpelt bei 0 Grad, die Anzahl der Mücken soll im nicht mehr zählbaren Bereich liegen und das einzige Mittel dagegen: Alkohol. So sagt man jedenfalls - und zumindest im Fall der Mücken tritt Sibirien den Beweis hoffentlich nicht an. In den nächsten Tagen und Wochen werde ich also von den Vorbereitungen berichten. Von letzten verzweifelten Einkäufen und von detailverliebten Zollformalitäten. Von Übergepäck und kleinen Reise-Espressomaschinen, auf die ich auf keinen Fall verzichten möchte. Aber natürlich auch von den ersten Eindrücken - sofern es die Technik erlaubt.