Freitag, 29. Januar 2010

Zwiebel on the rocks

Ich weiss nicht, was ich anziehen soll. Ein wenig ratlos stehe ich vor meiner Reisetasche - ein Gletscherdreh steht auf dem Programm, mit allem was dazugehört. Schlechtes Wetter, Schlepperei und Aufstieg über zwei Kilometer bergauf mit bewegungsintensiver Eiswanderung und eben die Frage nach der Kleidung. Nach Rücksprache mit auskunftsfreudigen Kollegen entscheide ich mich für das Zwiebelprinzip: mehrere Schichten übereinander, bei Bedarf reduzierbar. Glücklicherweise stellt sich diese Entscheidung im Laufe des Tages als goldrichtig heraus - die langen Standzeiten auf dem Eis erfordern nach dem schweißtreibenden Aufstieg eine Aufstockung der Klamotten. Ohne Steigeisen geht gar nichts und leider zeigt sich der
Perito-Moreno-Gletscher heute nicht von seiner besten Seite. Das Wetter ist gelinde gesagt eine Katastrophe, es regnet fast ohne Pause - mal abgesehen von ein paar einzelnen Schneeflöckchen. Und trotzdem ist der Dreh ein erwähnenswertes Erlebnis. An der ein oder anderen Stelle sind intensive Farben zu
bewundern und auch das spürbare Wasserrauschen unter den Füssen lädt zur erhöhten Vorsicht ein. Der Gletscher legt jeden Tag eine Strecke von etwa zwei Metern zurück und wir drehen, wie das gemessen werden kann. Fluoreszierende Farbe wird in das Gletscherwasser geschüttet und die Dauer bis zum Austritt der Farbe gibt Aufschluss über Geschwindigkeit und Verlauf des Gletschers. Und entgegen aller anderslautenden Aussagen: der Perito-Moreno-Gletscher hat sich seit 100 Jahren nicht verändert. Für die Klimaforschung eine wichtige Erkenntnis; ist man doch bisher davon ausgegangen, dass weltweit die Gletscher schmelzen. Apropos schmelzen: so fühle ich mich nach dem einstündigen Abstieg auch - ich bin froh, als ich endlich wieder eine ganz einfache Jeans aus dem Schrank holen kann.

Mittwoch, 27. Januar 2010

Staubfresser


Das Wochenende in Buenos Aires ist schnell vorbei und tut uns allen gut. Die vom Salzwasser aufgeweichte Tasche muss gereinigt werden, Schlaf ist was schönes und abends wird klar: der Argentinier weiß, wie man einen Grill benutzt. 500gr bestes Rindfleisch - auf den Schnitt kommt es an. Unfaßbar lecker. Aber unser Ziel ist Patagonien, im Süden Argentiniens. Zunächst steht Bariloche auf dem Programm. Bereits beim Verlassen des Flughafenterminals verschwindet die Luftfeuchtigkeit Panamas aus meinem Kopf und ich geniesse die frische, klare Luft. Und davon bekommen wir am nächsten Tag noch mehr. Dirk fliegt mit einem Gleitschirm

und die Aussicht vom Cerro Otto ist beeindruckend. Bereits im Vorfeld der Produktion haben wir ein Kamerasystem vorbereitet, mit dem sich Dirk während des Fluges selber filmen kann. Die Thermik ist nicht die beste und so sind wir froh, als wir am Ende des Tages die Bilder checken: alles ist gut. Dirk leidet allerdings gewaltig: beim zweiten Flug wird es ihm so übel, dass er kurz vor einem Abbruch steht. Die Übelkeit vergeht allerdings, als wir abends wieder mal im Steakhaus sitzen...500gr  pure Freude. Es gibt auch keinen Schnickschnack - Salat, Steak, Wein...fertig. Mehr braucht man nicht zum Glück. Denken wir. Und dann beginnt der nächste Drehtag.Wir drehen auf einer Ranch: Rinder, Pferde und Gauchos warten auf uns. Und ich nehme es vorweg: Dirks Hinterteil soll das Leiden lernen. Ein ganzer Tag auf dem Rücken eines Pferdes - als untrainierter Reiter eine echte Herausforderung. Die Kulisse ist ein Hammer, anders kann man es nicht sagen. Und Dirk gewöhnt sich schnell an seinen neuen Begleiten; Chupete ist hervorragend trainiert

und zeigt sich glücklicherweise als absolut loyal und gutmütig (wenn man "Schnuller" heisst, kann man das auch erwarten). Selbst beim Viehtrieb machen die beiden eine gute Figur und Dirks Begeisterung kennt am Ende des Tages keine Grenzen. Über das Mittagessen decke ich geflissentlich das Mäntelchen des Schweigens...ich sage nur: Steak. Mit einem Pickup fahren wir über das weite Land, auf der Ladefläche fällt das Atmen manchmal schwer und ich weiß genau, dass ich den Abend mit der Reinigung der Ausrüstung verbringen werde - bis in die kleinsten Ritzen dringt der Staub vor und auch

das Duschen dauert heute etwas länger. Was für ein toller Tag...Hätten wir keine Ohren - wir würden im Kreis grinsen. Und auch Chupete geniesst offensichtlich seinen freien Abend und wir gönnen es ihm.



Samstag, 23. Januar 2010

Abschied & Aufbruch

Tja, unser Dreh in Panama ist abgeschlossen und somit nähern sich auch die 90.000km ganz allmählich dem Ende. Aber nicht, ohne nochmal richtig Gas zu geben. Wir sind mittlerweile in Buenos Aires angekommen und reisen morgen nach Patagonien weiter. Windbäume, Eisberge, Pinguine, Gauchos, Pferde und der größte flugfähige Vogel der Welt, der Kondor - spannende Geschichten erwarten uns. Und das angeblich beste Fleisch der Welt...




Tiefe Einblicke


Richtig, das ist ein Örtchen. Allerdings kein wirklich stilles. Und schon gar kein komfortables. Man könnte sagen, es entspricht vielleicht gerade mal im Ansatz den internationalen Anforderungen für interessierte und global erfahrene Lokushocker. Selbstverständlich wird es ohne Papier benutzt und auch an den potentiellen Schwimmbetrieb rund um die sanitäre Erleichterungsanstalt gewöhnt man sich nur schwerlich. Aber es gibt

ja bekanntlich Situationen im Leben, da hat man keine Wahl. Der Nahrungsmittelkonsum wird bei allen Teilnehmern auf das nötigste minimiert - aber es hilft nix, irgenwann erwischt es jeden. Unser Besuch im "Kuna Yala", im "Land der Kunas" beginnt (nicht überraschend) sehr früh. Bereits um drei Uhr geht es zum Flughafen, um dort in eine kleine Maschine zu steigen, die uns nach San Blas bringt. Der Anblick der Landebahn - die wir erst nach einem Sturzflug UNMITTELBAR vor dem Aufsetzen erblicken - sorgt für kurzzeitige emotionale Unausgeglichenheit. Gerade einmal 180Meter ungleichmässige Piste mitten auf einem Sandhaufen in der Karibik lassen unser Herz höher schlagen. Aber solange die Piloten sms verschicken und sich Witze erzählen...was soll da schon schiefgehen? Die Inseln der Kuna-Indios liegen etwa 45 lustige

Flugminuten vor der Küste Panamas und bieten dem aufgeschlossenen Reisenden nur das allernötigste. Schnell haben wir uns in unserer Unterkunft eingerichtet, wichtig wird es fuer John und mich sein, die Technik frei von Sand und Salzwasser zu halten - kein leichtes Unterfangen, wie sich bald herausstellt. Denn schliesslich bewegen wir uns ausschliessllich in kleinen Kanus und Booten zwischen den Inselchen. Die Strohhütten auf den aufgeschütteten Inselchen verlieren bei genauerer Betrachtung ein wenig

von ihrer Romantik: der Zivilisationsmüll kennt offensichtlich keine Grenzen. Und ein bisschen bin ich überrascht, wie entspannt die Kunas damit umgehen. Mitte des 18. Jahrhunderts haben die Kunas das Festland verlassen, um den üblichen Krankheiten zu entgehen. Und wir sind hier, um die Segel-Kanus der Kunas zu filmen. Schon Sir Francis Drake hat die Vorteile der kleinen, wendigen und schnellen Flitzer erkannt und sich bei seinen erfolgreichen Beutezügen von den Kunas unterstützen lassen. So eine Art "Fluch der Karibik" im Namen der

Königin - sie hat ihn dafür geliebt. Aber es gibt noch etwas, was die Kunas zu einem besonderen Volk macht: unter Ihnen leben überproportional viele Albinos. Die dunkelhäutigen Indios zogen in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder in den Krieg und starben, während die sonnenempfindlichen Albinos in Ihren Hütten bleiben mussten. Der Genpool der Kunas veränderte sich und bringt bis heute eine grössere Anzahl Albinos hervor. Die weissen Indios werden von Ihrem Stamm Mondkinder genannt - der Legende nach verjagen sie bei einer Sonnenfinsternis mit Pfeil und Bogen den Mond von der Sonne.



Dienstag, 19. Januar 2010

Der furchtlose John


Geschmeidig bewegen wir uns durch den Dschungel Panamas. Immer schoen dick eingepackt, schliesslich kreucht und fleucht hier das ein oder andere unangenehme Kleingetier - Milben, Muecken, Spinnen und andere quaelende Zeitgenossen. Trotz fast schon unanstaendiger Temperaturen: dickes Schuhwerk mit fetten Socken ist Pflicht. Die hohe Luftfeuchtigkeit fordert ihren Tribut - sturzbachartig fliesst der Schweiss, eigentlich muesste ich mehrfach taeglich die Kleidung wechseln und so wird jede Minute in einem klimatisierten, mit fliessendem (kaltem) Wasser versehenen Badezimmer zum Paradies. Diese Meinung teilt unser fauler Hauptdarsteller ganz sicher nicht. Der mag es naemlich am liebsten total entspannt und deswegen

hat er auch ziemlich schlechte Laune, als er uns seine Kletterfaehigkeiten zeigen soll. Faultiere geben keinerlei Laute von sich - ausser fauchen und das kann er richtig gut. Der kleine Mann fuehlt sich an wie ein Haufen gewachster Drahtfaeden, voll mit Zecken und Insekten und bewegt sich nahezu in Zeitlupe. Nur einmal in der Woche verlaesst er die Baumwipfel. Und wofuer? Er will auf`s Klo. Also, runter vom Baum. Dann am Boden mit dem Stummelschwanz ein Loch gebuddelt und das alles im absoluten Schneckentempo. Dieser Akt der sanitaeren Entspannung kostet ihn nicht nur mehr Energie als er in den sechs Tagen zuvor verbraucht hat. Sondern auch oft genug das Leben. Vor der Klotuer warten naemlich bereits alle moeglichen Fressfeinde. Und weil wir auch mal wissen wollen, wie die Aussicht da oben ist, sind John und Dirk in die Krone eines Urwaldriesen geklettert. Richtig: John. Ich sehe den Baum, ich sehe die Klettervorrichtung und mir ist klar: diese 35 Meter schaffe ich nicht. Meine Hoehenangst zwingt mich zur Bodenstaendigkeit und der furchtlose John muss ran. Mit Kamera und allem moeglichen technischem Geraet versehen saust er immer wieder am Baum rauf und runter. Und jede Sekunde dieses Drehs lohnt sich: wunderschoene Perspektiven entstehen durch das eigens fuer uns installierte Seilzugsystem. Die Geschichte mit der Vogelspinne, die erzaehle ich dann ein anderes Mal...
 

Freitag, 15. Januar 2010

Alterungsprozess



Da klagen wir doch gerne mal prophylaktisch ueber die moegliche Einfuehrung einer Strassenmaut und dann das: bis zu 300.000$ muss ein Containerschiff bezahlen, um durch den Panama-Kanal zu fahren. Und ueber mangelnde Auslastung beschwert sich bei den Betreibern niemand - ein Jahr im voraus muss ein Schiff angemeldet werden. Die Schleusen verbrauchen im Jahr in etwa soviel Suesswasser wie ganz Deutschland, bei immerhin gerade einmal 14.000 Schiffen. Ein unfassbarer Wasserverbrauch. Wir drehen zwischen zwei Schleusen und erleben immer wieder das Spektakel einfahrender Stahlkolosse. Der Weg dorthin will mir allerdings nicht so recht gefallen: eine Bruecke gibt es nicht, nur ueber das 1m breite und 25 lange Schleusentor gelangt man an den Drehort. Rechts blickt man etwa 30m in die Tiefe und der Handlauf haengt in Kniehoehe - schon der pure Anblick laesst meinen Bewegungsapparat in Sekunden altern. Der Alterungsprozess erreicht jedoch seinen absoluten Hoehepunkt, als waehrend der Ueberquerung (ziemlich genau in der Mitte) so eine bloede Hoellensirene die unmittelbar bevorstehende Oeffnung des Tores ankuendigt. Toll. Links ein Containerschiff, unter mir wackelnde Knie und vor mir laut feixende Kollegen... Oh, wie schoen ist Panama.

Montag, 11. Januar 2010

Oh, wie schön ist...



...Panama. Und genau da geht es morgen hin. Die Klamotten sind gepackt, was gar nicht so einfach war - schließlich reisen wir von Panama aus direkt weiter nach Patagonien, den Süden Argentiniens. Und dort treffen wir dann wohl auf deutlich kühlere, in jedem Falle aber windigere Verhältnisse. Beruhigend dagegen ist der rote Faden, der sich durch unsere Reisen zieht: während wir uns bei den letzten Trips immer erst im Laufe der Zeit an den Schlafentzug gewöhnen mussten, fangen wir hier schon vor dem Abflug damit an - um 02.00Uhr morgens geht es los, da lohnt schlafen tatsächlich nicht mehr. Über Frankfurt und Amsterdam nach Panama-City. Und dann können wir hoffentlich morgen Abend sagen: Oh, wie schön ist Panama...

Samstag, 9. Januar 2010

Dominosteine und Neujahrskranz

Ich weiss, ich habe die Bilder bereits vor ein paar Wochen angekündigt. Aber irgendwie kam immer eine Kleinigkeit dazwischen. Zum Beispiel Weihnachten und Silvester. Und ein intensives Schlafbedürfnis. Vergessen wir nicht das prasselnde Feuer im Kamin. Kurzum: Bequemlichkeit machte sich breit. Aber das ist jetzt vorbei! Das Fotoalbum On Tour: Uganda/Ruanda ist bereit zum Abruf. Einfach anklicken, oder rechts auf die Diaschau klicken.