Sonntag, 3. März 2013

Affenbande

So stelle ich mir einen Märchenwald vor: weißer, von Pollen bedeckter Waldboden dämpft unsere frühmorgendlichen Schritte. Noch sind die Temperaturen erträglich, doch als sich die ersten Sonnenstrahlen ihren Weg durch das Blätterdach des Kibale Nationalparks bahnen, spüren wir Hitze und Luftfeuchtigkeit. Hier, im Herzen Ugandas, sind wir auf der Suche nach wild lebenden Schimpansen. Schweigend folgen wir einem Labyrinth aus kaum erkennbaren Pfaden und vertrauen den Ortskenntnissen unserer lokalen Helfer - ohne diese hätten wir uns wohl bereits unmittelbar nach Verlassen des Camps verirrt. Zielsicher biegen sie mal links, mal rechts ab und dringen immer tiefer in den Regenwald vor. Just als mir klar wird, dass ich vollends die Orientierung verloren habe, kann ich sie das erste Mal hören: mit einem Höllenspektakel tanzen und springen sie durch die Baumwipfel. Der Schweissfilm auf der Stirn gerät in Vergessenheit, die Automatismen greifen. In Windeseile bauen wir 
die Kamera auf. Hoch über uns schwingen sie sich von Ast zu Ast, immer auf der Suche nach dem besten Futterplatz. Die akrobatischen Einlagen zollen uns Respekt ab. Aber irgendwann ist selbst der gefrässigste Schimpanse satt. Nach und nach verlassen sie die Bäume und schon nach kürzester  Zeit befinden wir uns inmitten der Affenhorde. Unverhohlene Neugier begegnet uns, gepaart mit durchaus arroganter Ignoranz - unsere haarigen Verwandten bestimmen die Distanz, von Zurückhaltung kann hier keine Rede sein. Ich kann es nicht anders sagen: das hier ist der beste Job der Welt. Mehrere 
Stunden verbringen wir mit diesen phantastischen Tieren, werden Zeuge wahnwitziger Verfolgungsjagden. Unsere genetische Übereinstimmung beträgt 98%  - kein Wunder, das sie uns so menschlich erscheinen: dösen, pupsen, Bäuchlein kratzen. Und irgendwie fehlt hier nur noch die Sportschau...