Samstag, 22. Juni 2013

Fertig

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Irgendwie ist es dann doch wie immer: die Rückkehr in das hektische Treiben der Hauptstadt ähnelt einem kleinen Kulturschock - der Verkehr stockt, die Straßenhändler kleben an den Scheiben und die Luft transportiert als Aroma nur noch die Abgase der völlig überfüllten Strassen. Glücklicherweise sind wir nur ein paar Stunden in Antananarivo, am Abend brechen wir Richtung Deutschland auf. Vorausgesetzt, wir schaffen es bei dem Verkehr überhaupt zum Flughafen. Schließlich wollen wir in drei Wochen schon wieder aufbrechen - Italien ruft. Aber vorher gibt es noch das obligatorische Abschiedsständchen...




Donnerstag, 20. Juni 2013

Ist der Weg das Ziel?

Fünf Stunden über staubige Pisten, Strassen mit Schlaglöchern, in denen unsere Geländewagen fast verschwinden. Wir verlassen Diego de Suarez in aller Herrgottsfrühe um das letzte Restlicht des Nachmittags für Dreharbeiten zu nutzen und schlagen unsere Zelte in unmittelbarer Nähe der Tsingys auf - einer besonderen Gebirgsgegend im Norden Madagaskars. Uns interessiert in erster Linie die Unterwelt dieser Gesteinsformation, denn Mutter Natur hat sich hier mal wieder etwas ganz besonderes einfallen lassen. Und das wunderbare an diesen Reisen ist, dass wir nicht auf unsere tägliche Portion Ausdauersport verzichten müssen - vor dem Bildernachen kommt die Schweißattacke. Aber: der Weg ist das Ziel. Denn unter dem zackigen Gestein verbirgt sich ein riesiges Höhlensystem.
Das Suchbild mit Kameramann vermittelt einen Eindruck der Größenverhältnisse. Nach dem einstündigen Marsch mit vollem Gepäck über Stock und Stein erreichen wir den Eingang der Grotte und arbeiten uns langsam durch die Dunkelheit Richtung Ziel - der Kathedrale. Das tiefe Schwarz verlangsamt unsere Schritte auf dem weichen Sandboden und plötzlich bemerken wir einen beissenden Gestank - Fledermausmist. Als feinster Staub hängt er in der Luft, dringt in alle Körperöffnungen ein. Und während ich mit halbgeschlossenen Augen durch das Dunkel stolpere bemerke ich die Nutznießer dieser Fäkalberieselung: Kakerlaken. Im Schein der Taschenlampe wuseln sie um uns herum, der Boden der Höhle ist bedeckt mit den Schaben, deren Zirpen sich mit dem Geflatter der Fledermäuse  zu einem einzigartigen Soundmix verwebt. Wer zu lange inmitten der käferähnlichen Insekten stehenbleibt, spürt, wie sie unter dem Hosenbein nach oben krabbeln. Warum habe ich nichts anständiges gelernt? Irgendwie haben es auf einmal alle sehr eilig und nach endlos erscheinenden 50 Metern ist der Spuk glücklicherweise auch schon wieder vorüber. So richtig Zeit zum Durchatmen bleibt nicht, denn im nächsten Moment mündet das Höhlensystem in die überwältigende Kathedrale - eine überdimensionale Grossraumhöhle, durch das löchrige Gestein an der Oberfläche dringt Tageslicht ein und schafft Platz für Ehrfurcht. Was für ein Anblick. Kakerlaken 
und Fledermauskot sind vergessen - andächtig nehmen Helfer und Team Platz, lassen den Ort auf sich wirken. Aber nicht lange. Denn dann beginnt unser Gewusel, immer auf der Suche nach den besten Bildern. Der Weg zurück fällt nach diesem Dreh leichter und erst der Skorpion vor meinem Zelt führt wieder zu einem ordentlichen Maß an Aufregung - ich glaube, ich werde meine Tasche nach der Rückkehr erst einmal im Garten öffnen und genau beobachten, welche possierlichen Tierchen da so zum Vorschein kommen... 
 

Sonntag, 16. Juni 2013

Anders

Irgendwie sind wir froh, die heimischen Temperaturen hinter uns zu lassen - und dann das: langweilige 15 Grad zeigt das hiesige Thermometer im Regenwald. Der Beginn unserer Reise verläuft anders als erwartet und doch macht er unglaublichen Spass. Denn gleich unsere erste Begegnung mit den Lemuren wird zum Volltreffer. Das an Walgesänge erinnernde Geschrei schallt durch den Wald, wir hören sie schon lange, bevor wir sie sehen. Und ihre Neugier zwingt sie förmlich in unsere Nähe - es ist  eine Riesengaudi mit den putzigen Kerlchen zu arbeiten. Immer tiefer marschieren wir in den Wald und freuen uns angesichts der Schlepperei mittlerweile sogar über die gemäßigten Temperaturen. Und dann geht es hoch hinaus. Buchstäblich. Wenn Forscher im Blätterdach des Regenwaldes neues entdecken wollen, dann müssen sie sich etwas einfallen lassen. Das gilt auch für uns. Also, ab ins Klettergeschirr und auf geht's. In fast 25 Metern Höhe befindet sich die hölzerne Plattform, das erklärte Ziel unserer Kletterpartie. Ich gebe es unumwunden zu: meine Eleganz beim Aufstieg ist ausbaufähig. 
Und ja, es dauert. Aber: oben angekommen ist der Blick phantastisch. Und nochmals ja: er entschädigt für die Strapazen. Konzentriert arbeiten Dirk und ich unser Pensum ab, selbst das leichte Schwanken der Baumkrone ignorieren wir. Ein Fest für meinen Adrenalinhaushalt. Denn hinter mir  liegen sechs Monate Höhenangst-Therapie.
Nach ein paar Tagen geht es weiter nach Nosy Komba, der Gewürzinsel schlechthin. Vanille- und Chilliplantagen. Kakao und Pfeffergewächse... Und auch der kleine Knirps auf meiner Kamera wird zum
Hauptdarsteller. Ein sensationelles Tier. Und WAS für eine Zunge. Wie auf Kommando schießt das körperlange Organ hervor, beeindruckt mit absoluter Treffsicherheit. Wir können uns an dem farbenfrohen Spektakel kaum sattsehen. Apropos satt...ich habe so viel Vanille gekauft, dass ich den größten Vanillepudding aller Zeiten zubereiten werde!!!

Sonntag, 9. Juni 2013

Der sechste Kontinent - Madagaskar

Seit Wochen laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Technisches Gerät schafft es - wie so oft - erst auf den letzten Drücker in mein Kameralager, dabei steht noch der ein oder andere Test an, bevor wir in den Flieger steigen. Madagaskar gehört zu den ärmsten Ländern der Erde - die Infrastruktur ist schlecht und das Strassennetz im besten Falle als rudimentär zu bezeichnen. Zudem werden wir uns immer wieder in abgelegenen Gegenden aufhalten. Nicht nur, dass die Kameratechnik entsprechend vorbereitet werden muss. Auch Dinge des täglichen Bedarfs finden ihren Weg in unsere Kisten. Suppen, Knäckebrot, Müllsäcke, Batterien. Und dann schleicht sich da noch dieser Gedanke in meinen Schädel und bearbeitet hartnäckig mein Bewusstsein: ich habe überhaupt nichts anzuziehen... Und schon werde ich zum Shopping-King. Schließlich ist Winter auf der viertgrössten Insel der Welt und genauso vielfältig wie die Natur ist leider auch das Wetter. Massiven Regenfällen im Dschungel stehen sommerliche Temperaturen im Tropenparadies gegenüber. Die Koffer sind somit randvoll - und das nicht nur, weil die Reiseapotheke umfangreich erneuert wurde. Lemuren, Chamäleons und nächtliche Kletteraktionen in das Blätterdach des Regenwaldes - spannende Themen erwarten uns. Auf geht's also - dahin, wo der Pfeffer wächst...