Dienstag, 13. November 2012

Trip für die Sinne




Wir lassen aber auch wirklich nichts aus: 100m unter dem Meeresspiegel arbeiten und leiden wir bei 50Grad im Schatten (welcher Schatten?) in der Danakil-Senke, einem der heißesten Plätze auf unserem Planeten. Die Salzkarawanen arbeiten unter lebensfeindlichen Bedingungen, nachts sinkt die Temperatur nicht unter 40Grad. Bis zu 12L Wasser nehmen wir zu uns, es verdunstet, bevor die körperliche Kühlkette ans Laufen kommt. Als ich mit Hitzschlag ins Halb-Delirium gleite, lebt das Team ein ausgeprägtes Helfersyndrom aus - danke dafür.


Dann geht es nahtlos hoch auf 3200m Höhe in atemberaubender Landschaft bei Temperaturen um die 5Grad und ich kämpfe mit allem, was so kreucht & fleucht.


Leider hinterlassen diese Auseinandersetzungen Spuren jeglicher Art auf meiner geschundenen Haut - der hauseigene Medizinkoffer kommt ganz groß raus. Beulen, Bisse, Stiche. Ein Dermatologe hätte seine helle Freude. Mein Taktgefühl lässt mich an dieser Stelle auf weitere Details verzichten.


Zur allgemeinen Überraschung trotzt die Ausrüstung allen Anfeindungen und hält bis zum Ende durch - ohne wirklich nennenswerte Probleme. Genauso übrigens unser Team-Chamäleon: Thorsten bleibt der ruhende Pol in all den Extremen, sein Körper verarbeitet jedwede Herausforderung mit stoischer Gelassenheit. Probleme dagegen gab es in der Kommunikation - 14 Tage waren wir quasi abgeschnitten von der


Außenwelt, eine durchaus wertvolle Erfahrung. Fliessend Wasser und Strom werden zum Luxusgut. Hilfreiche Hände überall, immer ein Lächeln auf den Lippen und dazu äthiopischer Reggae, der auf unsere Ohren prasselt. Was für ein tolles Land - wir sind grenzenlos begeistert, an jeder Ecke wartet eine Überraschung. Augen, Ohren und Nase freuen sich über die riesige Vielfalt. Und deshalb gibt es nach meiner Rückkehr auch noch ein paar Bilder!

Position:Addis Abeba,Äthiopien

Mittwoch, 31. Oktober 2012

Exotik pur





Tja, irgendwie weiß ich noch nicht so recht was uns erwartet. Insofern trifft der Begriff "Exotik" wohl wirklich ins Schwarze. Äthiopien, Land der Vielfalt und Extreme - während ich noch die frische kühle Morgenluft auf dem Weg nach Frankfurt genieße (Müsliriegel und Espressomaschine natürlich im Gepäck), werden wir schon übermorgen am heißesten Ort der Welt förmlich gebacken und begeben uns auf die Suche nach der Bundeslade. Singende Brunnen, der äthiopische Wolf und stockkämpfende Mursi stehen auf dem Drehplan. Camping in bizarrer Landschaft, eine Köchin, die uns von ihren Qualitäten erst noch überzeugen muss - was soll ich sagen? Wir freuen uns gewaltig auf diese Tour.
Die letzten Wochen habe ich damit verbracht unsere empfindliche Kameratechnik auf die extremen Witterungsbedingungen vorzubereiten. Das Wort des Monats: Backup. Staub, Säure und minimalste Stromversorgung erfordern eine Planung bis ins Detail. Bis zur letzten Minute wurde gebastelt, geschraubt und gelötet - dennoch muss ich gestehen, dass ich grübelnd in den Flieger steige...funktioniert alles? Das Kamel als Verkehrsmittel eignet sich wohl nur bedingt für Nachsendungen...

Sonntag, 15. Juli 2012

Alte kalte Küste





In diesem Jahr sind noch drei Produktionen für TerraX - Faszination Erde geplant. Und morgen geht es los mit Nummer 1 - wir brechen auf nach Spitzbergen. Die alten Wikinger gaben der Inselgruppe ihren Namen: Svalbard (kalte Küste). Das ist zwar schon ein Weilchen her, aber die Temperaturen haben sich seitdem nicht grundlegend verändert. Sie liegen zur Zeit bei gerade mal etwa 6℃. Grund genug, die Winterklamotten einzupacken. Als Verfechter des Zwiebelprinzips hoffe ich, auf jede Wettersituation bestens vorbereitet zu sein. Umso mehr, weil es im Anschluss ins deutlich wärmere Norwegen geht. Wieder einmal verspricht das Drehbuch spannende und schöne Drehorte: Kohleminen, Gletscher, Eisberge, Fjorde, Polarfüchse. Und riesige endemische Gummitiere. Aber dazu mehr im Verlauf der Reise...


Freitag, 27. April 2012

Die Quellen des Amazonas


Gestern noch unterwegs - am Wochenende schon schön entspannt auf dem Sofa vor dem Fernseher. "Faszination Erde - Quellen des Amazonas", Sonntag, 19.30 Uhr im ZDF. Die Zeit zwischen Rückkehr und Ausstrahlung ist kurz, dafür umso intensiver. Ich freu mich auf die Sendung und wünsche viel Spaß beim Anschauen. Ein paar Fotos von den Dreharbeiten gibt es hier: http://www.zdf.de/ZDFmediathek/#/beitrag/bilderserie/1628864/Reise-zu-den-Quellen-des-Amazonas

Donnerstag, 19. April 2012

1. Reihe



Ich kann es wirklich nur empfehlen.... Sonntag 19.30Uhr im ZDF: "Philippinen - Inseln zwischen den Welten". Einen kleinen Blick hinter die Kulissen gibt es hier im Video. Aber noch viel mehr davon bekommt ihr in der Mediathek. Da gibt es jede Menge Making of-Videos und einiges an Fotos. Ich wünsche viel Spaß beim Stöbern...

Montag, 16. April 2012

Heimat

Gut 25.000 Kilometer liegen hinter uns und wir blicken auf einen schönen und ereignisreichen Dreh zurück. Die Nachbearbeitung läuft bereits auf Hochtouren - in 14 Tagen soll der Film schon gesendet werden. Zwischenzeitlich sind auch alle Kisten bei mir eingetroffen, samt Inhalt. Jedenfalls mehr oder weniger. Die Vermutung, dass sich das ein oder andere Krabbeltier irgendwo in der Ausrüstung häuslich eingerichtet hat - sie hat sich sich bis jetzt noch nicht bestätigt. Und das, obwohl mehr Platz ist als bei der Hinreise: ein paar Sachen wurden gestohlen, leider kommt die Versicherung nicht dafür auf... So lernt man doch immer noch dazu.

Donnerstag, 5. April 2012

42

Der geneigte Douglas Adams Leser weiß, was es mit dieser Zahl auf sich hat. Aber nicht nur die Frage nach dem Sinn des Lebens, sondern auch die nach der Dauer unserer Rückreise ins österliche Deutschland wird mit 42 angegeben. 42 nicht enden wollende Stunden.Ein Horror. Und er hat bereits begonnen. Der Abschied von Bibi fiel schwer und war entsprechend herzlich. Um im alpinen Terminus zu bleiben: von nun an geht es bergab.




Entschleunigung im Nichts

Ankunft in Uyuni, einem kleinen Wüstenkaff am Rande des grössten Salzsees der Erde. Das einzig funktionierende an diesem Flughafen ist die Landebahn, der Rest ist halb verfallen. Wir laden unsere Ausrüstung in zwei Geländewagen - die kommenden Tage werden wir die bolivianischen Landstrassen kennenlernen. Ich sitze neben Lucio, er macht einen entspannten Eindruck - wir haben die Ausrüstung an Bord und tuckern hinter dem Teamwagen her. Als er sich allerdings beim Verlassen des Flughafengeländes dreimal bekreuzigt, entscheide ich mich für den Sicherheitsgurt. Der Tacho ist kaputt, komische Klänge dringen aus
den tiefsten Tiefen des Wagens, von den Stoßdämpfern ganz zu schweigen. Glücklicherweise ist der erste Drehort nicht weit. Der größte Salzsee unseres Planeten beginnt nur wenige Kilometer entfernt. Der Weg dorthin ist staubig, aber unspektakulär. Angesichts der kommenden Tage richtet man sich halt ein wenig häuslich ein. Die Szenerie
ist unwirklich. Ein leichter Wind, ohne Sonnenbrille hat das Auge keine Chance - die Helligkeit der Umgebung ist unbeschreiblich. Und diese Ruhe. Ein einsames Plätzchen zu finden ist nicht schwierig, schnell fangen wir mit dem Aufbau an. 
Der Salzsee ist nicht nur der größte der Welt, er ist auch der höchstgelegene. Dimensionen verschieben sich, exakte Ortsangaben sind unmöglich und Größenangaben werden zu 
reinen Spekulationen. Gesundheitlich sind alle wieder auf dem Damm, wir sind mittlerweile gut akklimatisiert und doch führt der Einsatz der Steadicam zu Kurzatmigkeit. Die Stimmung im Team ist wunderbar, wir staunen angesichts der surrealen Umgebung und genießen die 
Dreharbeiten. Leider haben wir nicht viel Zeit, unser Zeitplan ist eng gestrickt. Und während wir die Technik notdürftig vom Salz befreien, zaubert Maria mit ganz wenig Möglichkeiten 
ein schmackhaftes Mittagessen. Wichtig: der Kittel darf nicht fehlen. Gebratene Bananen, Kartoffeln, Lama. Und als Nachtisch gibt es tatsächlich Birnen. Die Versorgungslage ist also nicht die schlechteste, der Ausblick beim Essen gar sensationell.
Bibi, unsere Aufnahmeleiterin, drückt ein wenig auf das Tempo. Knappe sechs Stunden Fahrt im Schneckentempo durch das bolivianische Hochland liegen vor uns, nächtliche Fahrten sind aus Sicherheitsgründen nicht erwünscht. Wir machen uns also schnell auf den Weg und rumpeln die ersten Stunden über holprige Pisten, schön im Schneckentempo. Wir 
sind immer noch knapp auf 4.000m, die Passstrassen winden sich die Berge rauf und runter. Immer wieder müssen wir laut hupend an Lamaherden bremsen, Wildwechsel einmal anders. Und selbst auf den asphaltierten Abschnitten gilt Vorsicht.
Lucio und ich haben unsere Kommunikation bereits vor einer ganzen Weile nahezu vollständig eingestellt. Mein Spanisch und sein Englisch wollen einfach nicht gut passen. In stoischer Ruhe lenkt er den Wagen durch die teils ärmlich karge Landschaft. Und jetzt erwischt es mich zum Ende der Reise doch noch: als seine mit gefütterten Lederhandschuhen bekleideten Hände am Radio rumspielen gibt es kein Entkommen mehr. Aus schäbigen Boxen dröhnt die Panflöte, Lucio pfeift fröhlich melancholisch mit und ich ergebe mich in mein Schicksal. Team Südamerika meldet sich ab.


Dienstag, 3. April 2012

Neues Land

Ein Blick zurück im Morgengrauen. Der Titicacasee gibt sich friedlich, wir sind auf dem Weg nach Bolivien. Der Gesundheitszustand des Teams ist mäßig, der Erste Hilfe-Koffer des ZDF ist ein beliebtes Utensil. Aber irgendwie müssen wir da jetzt durch. Zwei Stunden bis zur Grenze - mit Schengen hat das hier nun gar nichts zu tun. Alle Augen sind auf das Gepäck gerichtet, besonders unsere. Und dann der wirklich allerletzte Blick zurück auf Peru. Mit dem Auto dürfen wir die Brücke nicht passieren. Also alles auf die Karren und los geht's.
Vor uns liegt Bolivien. Ein paar Tage noch und wir machen uns auf den Heimweg. Aber bis dahin müssen wir noch ein paar Pillen aus dem orangenen Koffer schlucken... Und morgen geht es von La Paz nach Salar de Uyuni, zum größten Salzsee der Welt.

Montag, 2. April 2012

Atemlos

Gemütlich schaukeln wir durch den morgendlichen Verkehr Cuscos, bereits früh tummelt sich das Chaos auf den Straßen. Die dünne, mit Benzin angereicherte Luft erschwert das durchatmen und wir sind erleichtert, die Stadt hinter uns zu lassen. Die Tasche voll mit Medikamenten, den Drehplan voll mit schönen Motiven, so wollen wir durch den Tag. Schwächelnde Beine, die Kurzatmigkeit als Kletterkumpan - auch unser erster Drehort soll daran nichts ändern. Das riesige Inka-Lab Moray wurde vor etwa 600 Jahren angelegt. In der landwirtschaftlichen Versuchsanlage haben die Inkas durch die terrassenförmige Anordnung mehrere Klimazonen simuliert und konnten so die besten Bedingungen für das Pflanzenwachstum herausfinden. Ganz schön clever. Und als leckere Fleischbeilage und somit Proteinlieferanten gab es (und gibt es bis heute) Meerschweinchen. Ich gestehe, nach den höhenkränkelnden letzten 24 Stunden ist Nahrungsaufnahme nicht so mein Thema - meine Konzentration gilt dem Aufstieg aus dem Kessel und der damit verbundenen 
Sauerstoffzufuhr. Aber der Atem stockt nicht nurangesichts der körperlichen Betätigung. Es macht Spaß, durch diese Landschaft zu fahren. Mein Körper entspannt sich allmählich, die ein oder andere kurze Pause beim Arbeiten hilft. 
Auch in Maras. Es ist heiß, als wir bei den Salinen auf 3000m Höhe ankommen. Richtig heiß. Dies ist neben dem salzhaltigen Quellwasser aus den Bergen der Grund, warum hier bis zu 5000 Tonnen Salz im Jahr gewonnen werden können. Aber es ist nicht nur heiß: schnell wird uns klar, dass wir neben Höhe und Hitze noch mit einer weiteren Naturgewalt klarkommen müssen: Touristen. Da sind zum Beispiel die giggelnden Kreischer, die in den Sprachen dieser Welt ihre Familien grüßen möchten, sobald sie eine Kamera sehen. Oder auch die Sockentragenden Sandalisten, die, bewaffnet mit Kamera und Fotoapparat das eine oder andere Beratungsgespräch mit uns suchen. Um uns zu beraten. Aus nachvollziehbaren Gründen der Prophylaxe legen wir alsbald mit den Dreharbeiten los, die Mitarbeiter der Salzpfannen erweisen sich als hervorragende Touristendompteure - alles klappt wie am Schnürchen. So still war es wahrscheinlich schon lange nicht mehr in Maras. Dafür gibt es als Dank doch glatt ein kleines Privatkonzert. 

Donnerstag, 29. März 2012

Totalausfall

Der Ansatz ist eigentlich ganz einfach: tausche Höhe gegen Hitze. Endlich raus aus der Sauna und einfach mal entspannt durchatmen. Pustekuchen. Nur wenige Stunden nach unserer Ankunft in Cusco (3415m) hänge ich das erste Mal an der Flasche. Zu wenig Sauerstoff im Blut. Schwindel, Schüttelfrost, Übelkeit und Erbrechen. Der Abend ist der reinste Horror.  Der herbeigerufene Arzt ist aber glücklicherweise nicht nur nett, sondern weiß genau was Sache ist: Höhenkrankheit. Das Team übernimmt in Schichten die Aufsicht, mein Hotelzimmer wird zum Krankenzimmer. Mit Sonnenaufgang bin ich wieder positiv gestimmt, ich fühle mich zwar gerädert, aber zumindest ist die Kontrolle über die Verdauungsorgane zurückgekehrt - es geht bergauf.

Regen.Wald. Regen.Zeit.

Ankunft in Iquitos am späten Nachmittag, die vergangenen 30 Stunden hängen nicht nur in den Kleidern - sie kleben mal schön auf der Haut: die Sonne lacht so richtig laut und bei Temperaturen um die 35Grad löst die hohe Luftfeuchtigkeit sturzbachartige Schweißausbrüche aus. Wir sind froh, dass die Fliegerei ein Ende hat, arbeiten uns durch den regen Verkehr Richtung Zentrum. Die Stadt am Amazonas geizt mit architektonisch städteplanerischen Highlights - schöne Strassenzüge sind Fehlanzeige. Macht aber nix, Schlaf ist jetzt sowieso wichtiger als Sightseeing. Am nächsten Morgen ist es allerdings bereits um vier Uhr schon wieder vorbei mit der Nachtruhe. Der Jetlag hat einen Partner in Sachen Weckruf gefunden: Regen. Und der hier hat seinen Namen wirklich verdient. Lautstark prasselnd ergiessen sich unglaubliche Mengen auf die Stadt, zum Ende der Regenzeit gibt der Himmel noch mal alles. Auf dem Weg zu unserem ersten Drehort machen wir dann auch gleich noch Bekanntschaft mit den örtlichen Langfingern: an einer Anlegestelle verschwindet ein Rucksack und der Gang zur örtlichen Polizei lässt keinen Zweifel offen - das passiert hier nicht zum ersten Mal. Weiter geht es also zu unseren ersten tierischen Protagonisten. Wir schliessen den kleinen knuffigen Kerl sofort in unser Herz und
dabei hatte das Manati schon richtig viel Glück im Unglück. Seine Mutter wurde von Wilderen getötet,  Manati-Fleisch ist in der Gegend um Iquitos leider noch beliebt. Die verwaisten Kleinen werden dann unter katastrophalen Bedingungen als Haustiere gehalten, Tierquälerei wird hier wieder mal neu definiert. Das "Amazon Rescue Center" kümmert sich um solche Fälle und päppelt die Wonneproppen wieder auf und entlässt sie nach zwei Jahren mit bis zu einer halben Tonne Gewicht wieder in die Freiheit. So viel Gewicht
bringen selbst wir mit unserer Technik nicht auf die Waage. Und trotzdem brauchen wir an unseren Drehorten jede Menge tatkräftige Unterstützung, für die wir in dieser Witterung extrem dankbar sind. So auch in dem Dorf Centro Fuerte. Auf eine knapp 90minütige Bootsfahrt durch den überfluteten Regenwald folgt ein einstündiger Marsch durch eben
diesen zu einem großen Kautschuk-Baum. Immer wieder sinken wir bis zur Wade in den Schlamm, die Kleidung ist klatschnass und begleitet werden wir von Heerscharen von Moskitos. Als wenn das noch nicht reicht, geben uns angriffslustige Ameisen die Ehre. Kaum zu sehen, krabbeln sie an den Beinen hoch und beissen, was das Zeug hält. Ach ja,
habe ich bereits die Spinnen erwähnt? Am Set angekommen, hat es dann auch jeder eilig. Irgendwie will man sich nicht länger als nötig in dieser Sauna aufhalten. Und ich will auch gar nicht darüber nachdenken, was jetzt alles so in den Koffern und Kisten rumkrabbelt. Egal, jetzt ist erst mal der Gummibaum an der Reihe. Der Dreh selber läuft dank fachkundiger Beratung seitens der Indios geschmeidig und schon nach wenigen Stunden machen wir uns wieder auf den schlammig rutschigen Rückweg. Die Aussicht auf das klimatisierte Hotelzimmer lässt Teamherzen höher schlagen. Als Dank für unsere Mühen zeigt sich der Amazonas auf dem Rückweg dann aber doch noch von seiner romantischen Seite. Und dann kommt es: das leise Zischen der Bierflasche, das laute Rumpeln der Klimaanlage. Herz, was willst Du mehr?


Freitag, 23. März 2012

Land der Stille



Seit Tagen schon verfolgt mich das Bild der südamerikanischen Straßenmusiker, die offensichtlich zeitgleich in allen deutschen Städten peruanische Schlagerparaden zelebrieren. Bewaffnet mit Poncho, Gitarren und Panflöten schmettern sie mit großer Hingabe einen Andenhit nach dem anderen. Gnadenlos dringt der schrille Klang der Flöten in meinen geschundenen Gehörgang ein - Flucht zwecklos. Ich werde das Gefühl nicht los, dass sich die gesamte peruanische Musikbranche für ein fortwährendes Megakonzert in Deutschland, nein, in ganz Europa aufhält. Die Invasion der flötenden Barden hat aber - so hoffe ich jedenfalls inständig - einen Vorteil: wenn wir heute Abend gen Peru aufbrechen, dann herrscht in dem Anden-Staat völlige Stille. Wie sollte es auch  anders sein - die musizierenden Jungs und Mädels sind ja alle hier. Und selbst die bevorstehende, fast 35 Stunden dauernde Anreise nach Iquitos im tropischen Regenwald kann die Freude auf die panflötenfreie Zone nicht trüben. Dabei sind die 47 philippinischen Mückenstiche noch nicht einmal ganz verheilt und ich bin gespannt, wie viele peruanische Moskitos ihren Senf dazu geben werden. Die Bedingungen für die kontinentalübergreifende Mückenstichorgie sind leider ideal: Regenzeit mit hoher Luftfeuchtigkeit, gepaart mit hohen Temperaturen um die 40° Grad.  Aber nicht nur der Amazonas steht auf unserem Reiseplan - auch die Gebirgszüge der Anden erwarten uns. Große Vielfalt, spannende Themen. Hitze, Feuchtigkeit, Kälte, Höhe. Es soll mir alles recht sein - solange es still ist.



Freitag, 2. März 2012

Goldrausch & Meer

Und noch ein Sendetermin: am Sonntag läuft um 19.30Uhr "Faszination Erde - Wilder Westen". Wer also schon was anderes vorhat - umdisponieren...es lohnt sich!

Ich werde immer wieder gefragt, wo man sich die Making of-Filme der gesammelten Werke anschauen kann. Die Antwort ist ganz einfach...hier:  Behind the scenes

Und hier gibt es auch noch das ein oder andere Schätzchen... Mediathek

Viel Spaß beim Stöbern...

Mittwoch, 29. Februar 2012

Finale mit Bums

Es gibt Reisen, die verlaufen auf die ein oder andere Art auch gerne mal etwas eintönig. Diese hier gehört definitiv nicht dazu. Die Themen wechseln schnell, die Verkehrsmittel tun es auch. Die Philippinen sind eine Inselwelt bestehend aus über 7000 Inseln - kein Wunder, dass Boote, und seien sie noch so klein, zu unserem bevorzugten Verkehrsmittel gehören. Und das nutzen auch Seenomaden vom Stamm der Bajao, denen wir einen Besuch abstatten. Sie haben das Tauchen zur Ausdauersportart erhoben, ohne technische Unterstützung. 
Bis zu 40m tief und mehrere Minuten lang können die Jungs und Mädels auf der Suche nach Nahrung unter Wasser bleiben. Warum können die das? Die Antwort ist einfach - aber leider unangenehm... Es ist das fehlende Körperfett, was einen entspannten Abtrieb ermöglicht. Sie laufen förmlich über die 
Riffe und wirken dabei auch noch elegant. Wir dagegen rüsten uns technisch voll auf, sogar eine spezielle Kommunikationsanlage für Dirk und mich haben wir dabei. Für gewöhnlich basieren die Dreharbeiten beim Tauchen nur auf Zeichensprache - jetzt sind wir in Lage, uns komfortabel zu unterhalten. Die gesparte Zeit können wir unter Wasser intensiv nutzen. Für die Bajao ist das alles nicht nötig, sie erlauben sich sogar den ein oder anderen Spaß mit uns.
Wenig später tauchen wir schon wieder ab: wir sind zu Besuch auf der größten Perlenfarm der Philippinen. In wenigen Metern Tiefe baumeln Körbe voller Austern - die Aufpasser haben wir immer schön an unserer Seite. Gehegt und gepflegt werden sie, sind ein Garant für die Wasserqualität. Denn nur in absolut sauberem Wasser sind Austern in der Lage Perlen in sich wachsen zu lassen. In etwa zwei Jahre dauert der Wachstumszyklus. Und somit hat auch der Perlenzüchter ein sehr ausgeprägtes Interesse, die Gewässer im grossen Umkreis sauber zu halten. Eine klassische Win-Win-Situation eben. Und was für eine: der Tauchgang macht nicht nur mächtig Spass, er bildet auch einen wunderschönen Abschluss unserer Reise. Am Abend gibt es noch einen letzten Drink, bevor wir uns auf
die knapp 30stündige Rückreise nach Deutschland machen. Team Philippinen meldet sich ab... 
Aber nicht lange: in etwa 3 Wochen brechen wir auf nach Peru...

Samstag, 25. Februar 2012

Wendehals

Er braucht keinen roten Teppich und mag kein Blitzlichtgewitter. Und doch ist er für uns der Star des Tages: der Koboldmaki. Wir sehen ihn und schließen ihn augenblicklich in unser Herz. "Oh, guck mal, ist DER süß...". Liebesbekundungen jeglicher Art werden in aller Offenheit artikuliert, als wir den kleinen Kerl in einem Baum entdecken - der Drehbeginn verschiebt sich, schließlich will jeder mal ganz genau hinschauen. Und das muss man auch: denn gerade einmal Handtellergroß verfügt er über die in Relation zur Körpergröße grössten Augen aller Säugetiere. Aber wie das halt so ist: alles im Leben hat seinen Preis -  er hat zwar die grössten Glupscher, kann sie aber nicht bewegen. Und deshalb kann er seinen Hals auch um 180° drehen. Seine Mitarbeit bei unseren Dreharbeiten müssen wir uns übrigens teuer erkaufen, ganze drei Grashüpfer fallen als Gage an. Wie sich herausstellt, eine hervorragende Investition. Geduldig spielt er mit und springt immer wieder von Ast zu Ast - kleiner Mann ganz groß.

Freitag, 24. Februar 2012

Schon was vor?

Am Sonntag ist es wieder soweit: "Teuflisches Paradies - Australien" läuft um 19.30Uhr im ZDF. Und wer Lust hat, der kann sich hier schon mal ein  Making of der Dreharbeiten anschauen. Viel Spaß dabei.

Donnerstag, 23. Februar 2012

Dicke Dinger

Nur ein Sprung ins (warme) Wasser und schon kehrt Ruhe ein. Irre. Es gibt Momente, die sind unbeschreiblich und dieser hier gehört zweifelsohne dazu. Das Fehlen der Superlative erschwert den Vorgang der Wortfindung zusätzlich. Und somit bleibt außer ein paar Bildern nur ausgeprägte Sprachlosigkeit 
zurück. Die Gewässer um die Philippinen sind nährstoffreich und locken den grössten Fisch der Welt hierher - den Walhai. Mit bis zu 12m Länge gleiten sie entspannt durch das Wasser und filtern täglich mehrere tausend Liter Wasser auf der Suche nach Nahrung. Aber das wollte ich ja alles gar nicht erzählen - ich will es nur geniessen. Und bin mal wieder sprachlos - aber mit Grinsen im Gesicht.

"Checking out, Sir?"

Das Murmeltier lässt wieder grüssen: jeden Morgen das gleiche Ritual. Wie von Geisterhand geschoben rollt der vollgepackte Gepäckwagen durch die Hotellobby, der zierliche Porter verschwindet völlig hinter einem Berg aus Kisten und Koffern. Die Frage nach unserem Check-Out liegt auf der Hand und die Enttäuschung ist dem armen Kerl ins Gesicht geschrieben - nein, wir kommen heute Abend wieder, wir nehmen nur das Tagesbesteck mit. Hotels, Flughäfen, Boote - unser Erscheinen löst ameisenartiges Gewusel aus, hilfsbereite Hände greifen so schnell zu, dass wir bald den Überblick verlieren. So auch geschehen am Taal Vulkan, dessen Krater wir drehen wollen. Als wir das Boot verlassen, sind wir bereits klatschnass, Wind und Wellen haben kaum eine trockene Stelle am Körper übrig gelassen.
Doch die Konsistenz der Nässe auf der Haut soll sich bald ändern - knappe 800 Höhenmeter bei 35℃ und 80℅ Luftfeuchtigkeit. Es gibt keine Strasse, nur ein ausgetretener Pfad führt uns durch ein ärmliches Dorf Richtung Kratersee. Neben der Teilen der Ausrüstung findet sich auch das ein oder andere Teammitglied auf einem Pferd wieder - ich wähle den Fußmarsch. Der Schweiß läuft sturzbachartig, 400m rauf, 400m runter. Am See finden sich viele Risse, durch die kochendheisser 
Dampf aus dem Erdinneren gedrückt wird. Mit Schwefeldioxid angereichert ergeben sich schwierige Arbeitsbedingungen - es erinnert an einen aufgeheizten Ofen, in dem man keine Luft mehr bekommt. Der Taal ist gewissermaßen ein "Jederzeit-Vulkan". Ein Ausbruch ist jederzeit möglich, schwer vorhersehbar und wird als höchst gefährlich eingestuft. Folglich leert sich das Set zügig, kaum das wir mit dem Dreh fertig sind. Thorsten nimmt Platz auf seinem Dienstpferd und lässt sich gemütlich den Berg hochschaukeln. Bis, naja, bis das Tier es nicht mehr ganz alleine schafft und mit tatkräftiger Unterstützung vieler
fleißiger Helferlein bergauf geschoben wird. Die Kamera ist als Übergepäck offensichtlich einfach nicht geeignet  - viel zu schwer.

Samstag, 18. Februar 2012

Start mit Hindernissen

Schneechaos und ausgefallene Flüge - als wir uns auf die lange Reise nach Manila machen, fliegt nur ein Teil unserer Ausrüstung mit. Und während ich völlig übermüdet nicht nur mit Jetlag, sondern auch mit Hitze und Luftfeuchtigkeit zu kämpfen habe, kämpft Jinky, unsere örtliche Aufnahmeleiterin, mit den bürokratischen Hürden der philippinischen Gepäckermittlung. Der Schaden hält sich glücklicherweise in Grenzen, die Abholung von Tauchausrüstung und Steadicam kostet uns am ersten Drehtag nur ein paar Stunden. Mindestens genauso zeitraubend ist die Autofahrt raus aus Stadt. Laut, stickig und voll - Gottseidank sind wir nur noch zwei Tage hier. 

Dienstag, 14. Februar 2012

Kontrastprogramm

Morgen wird alles anders. Die Kälte und dicke Klamotten werden der Vergangenheit angehören - die Philippinen locken mit 30℃. Während mein Kameralager nahezu vollständig in Kisten verpackt ist, lassen unsere Pässe noch auf sich warten. Aber nicht nur die - auch das ein der andere Ausrüstungsteil ist noch auf seiner Reise quer durch die Republik. Optimismus ist also angesagt, den restlichen Tag verbringe ich ohnehin mit der Reinigung der sommerlichen Kleidungsstücke. Oder um es rheinisch zu formulieren: et hätt noch immer jot jejange. 
Walhai, Seepferdchen, Perlentauchen, Seenomaden -  das sind nur einige unserer Themen. Ereignisreiche Wochen liegen vor uns, ein Kontrastprogramm in vielerlei Hinsicht. Wenn, ja wenn der entscheidende Stempel seinen Weg in unsere Pässe findet...

Montag, 23. Januar 2012

Naturgewalten

Rutschende Steine - gut und schön. Aber die nächsten Tage halten nicht nur ewig lange Busfahrten, sondern vor allem das ein oder andere visuelle Spektakel parat. Erst überrascht Chris, unser Fahrer,  mit im Teambus vorhandenem W-Lan. Surfen, surfen, surfen. Und dann beeindruckt die Außenwelt durch schlichte Größe. Gucken, gucken, gucken. Bis der Arzt kommt. Mittlerweile in Arizona angekommen, kraxeln wir mit unserer Ausrüstung an der Kante des Barringer-Kraters entlang. Kleiner Dirk, grosser Krater - um diesen Vergleich soll es gehen. Vor 50.000 Jahren hat es hier richtig geknallt - ein Meteor mit 50m Durchmesser ist hier eingeschlagen und hat einen Krater mit 1,2km Durchmesser geschaffen. 
Aber selbst dieses Riesenloch hat keine Chance gegen eine Schlucht der besonderen Art: der Grand Canyon sorgt für visuelle Reizüberflutung. Allerdings müssen wir sie uns hart erarbeiten, ein schmaler, anfangs noch vereister Pfad, führt uns allmählich in die Schlucht. Kalt ist es, aber der Ausblick entschädigt. Spikes unter den Füssen sorgen für Trittsicherheit. Ich versuche, meine Schritte auf dem Pfad zu belassen, meine Augenwinkel neigen jedoch dazu, einen unvorsichtigen Blick in die Tiefe zu werfen. Also bleibe ich immer schön an der Felswand zu meiner Rechten. Höhenangst macht einfach keinen Spass. 
Aber die Konzentration auf die Arbeit hilft ungemein und die allmählich um die Ecke blinzelnde Sonne sorgt für das restliche Wohlbefinden. 1600m sind die Wände hoch, die Menschheitsgeschichte findet 
in gerade einmal drei Zentimetern dieser Steilwände wieder. Was müssen die Siedler gedacht haben, die mit ihren Planwagen auf einmal vor dieser Schlucht standen? Tja, leider ist der Aufstieg eben dann doch deutlich mehr als die besagten drei Zentimeter  - mit der Ausrüstung ist es eine ziemliche Plackerei, bis wir wieder auf betonierter Fläche stehen. Und dann ist es endlich wieder soweit: der Teambus schaukelt uns durch den Wilden Westen - viel gemütlicher als noch vor 150 Jahren. Natürlich darf der Anblick einer alten Westernstadt nicht fehlen. Hier stösst Gaston zu uns, seines Zeichens Kran-Operator aus 
Los Angeles - wir filmen in eindrucksvoller Kulisse und sind doch froh, die Gunst der späten Geburt auf unserer Seite zu haben. Keiner von uns möchte in der Zeit der Goldsucher leben - das 21.Jahrhundert hat  eindeutig Vorteile. Zum Beispiel einen gut gefederten Reisebus mit Internet-Anschluss... 
Mit gelegentlicher Pause an einem Coffee-Shop - auch der ist mit Sicherheit deutlich angenehmer als so ein verstaubter Saloon...