Mittwoch, 30. Juni 2010

Kniebeschwerden

Fünf Stunden Hitze - ist ja klar, dass der Sonnenstich nicht mehr weit ist. Und damit keine Langeweile aufkommt, vertreiben wir uns ein wenig die Zeit. Hatte ich bereits den glühenden Asphalt erwähnt? Und Thorstens Leidensbereitschaft? Ich wette also, dass Thorsten es nicht schafft, auf den Knien Luftgitarre spielend bis in den Schattten zu robben... Mein Einsatz: 10$. Geht Thorsten auf diese Herausforderung ein? Nimmt er den Kampf mit dem brodelnden Element auf... Ist er käuflich? Oder  siegt der Stolz? Wird er elfengleich über den Asphalt schweben? Oder zieht er sich schlimmste Verbrennungen zu? Seht selbst...

Heisser Tanz im Tiefkühlfach

Der Ort: eine bis in den Grenzbereich gekühlte Hotellobby mit dem schlechtesten Kaffee der Welt irgendwo in Yuma. Die Zeit: sieben Uhr morgens. Die Mission: die Konvertierung der Amis zu Fussballjüngern. Das Ergebnis: ein Desaster. Selten wird ein historischer Sieg mit einem solchen Maß an Mißachtung gestraft - jedes von uns immer lauter bejubelte Tor beim 4:1 gegen England wird mit Kopfschütteln und Staubsaugerattacken rund um unsere Sitzecke quittiert. Lediglich unsere Drehpartner zeigen Verständnis und lassen sich auf einen Drehbeginn nach Schlusspfiff ein.Wir sind ins etwa fünf Stunden von Vegas entfernte Yuma an die mexikanische Grenze gereist, um in der grössten Entsalzungsanlage der USA zu drehen. Ein fast schon antikes Vertragswerk von 1944 zwingt die Amerikaner, dem Colorado River auf dem Weg nach Mexiko nur brauchbares, sauberes Wasser zuzuführen. Die Agrarwirtschaft setzt seitdem zunehmend Pestizide und Düngemittel ein und um diese herauszufiltern wurde die Entsalzungsanlage gebaut. Anschließend fahren wir bis nach San Diego, dort drehen wir bei sehr angenehmen und europäischen 19Grad ein Interview am renommierten Scripps-Institut. Schwupps...und schon geht es wieder zurück nach Las Vegas. Vorbei an alten Dance-Klubs, deren Besitzer wohl auch schon länger nicht mehr da waren. Die Fahrt zurück in den Abend beschert uns dann
auch bald wieder den altbekannten heißen Wüstenwind. Und weil das noch nicht reicht, bauen wir uns heute zur Mittagszeit auf dem Strip auf, um einen weiteren Zeitraffer zu produzieren - natürlich in praller Sonne. Vor uns aufgebaut ist ein gefülltes Goldfischglas und wir wolllen die Verdunstung des Wassers dokumentieren. Der Asphalt glüht unter unseren Sohlen und der Wasserverkäufer an der Ecke lächelt zufrieden.
Satte fünf Stunden lang stehen wir als Touristenattraktion in der brütenden Hitze. Unzählige Fragen müssen wir beantworten, der Amerikaner an sich ist offensichtlich mit grosser Neugier gesegnet. Aber glücklicherweise will sich niemand mit uns knipsen lassen - unseren Nachbarn geht es da anders: zwei unterdurchschnittliche Elvis Imitatoren und die Blues Brothers haben Stellung bezogen, um ihr Geld mit Touristenfotos zu verdienen; es ist Zeit für uns zu gehen. Und in unserem Fall ist das Glas nicht halbvoll, sondern dankenswerterweise endlich leer...wir können es kaum glauben.



Sonntag, 27. Juni 2010

Nachtschicht

Wie heisst es doch so schön - morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung? Wenn es doch nur schon sieben wäre.... Mein Wecker klingelt um 03.00Uhr und die Welt ist überhaupt nicht in Ordnung. Allerdings sind wir wahrlich nicht die einzigen, die sich um diese Zeit durch Las Vegas bewegen. Aber genau darum geht es uns ja auch. An zwei verschiedenen Stellen bauen wir jeweils eine Kamera auf und produzieren Zeitraffer. Im Schnelldurchlauf soll der Zuschauer Zeuge eines anbrechenden Tages in der leuchtenden Stadt werden. Holger und Thorsten positionieren sich auf dem Strip und ich beziehe Posten außerhalb der Stadt, mit Blick auf die Skyline. Ziemlich einsam ist es da oben und Kaffee gibt es auch noch keinen, als ich um 04.20 Uhr das erste Mal auf den Auslöser drücke. Schlechte Voraussetzungen
für einen entspannten Drehbeginn, zumal die felsige Hügelkette durchaus als Klapperschlangenheimat in Frage kommt. Also Taschenlampe raus, möglichst genau hinschauen und laut trampeln, damit die possierlichen Tierchen gar nicht erst in Versuchung geraten. Die Kamera ist schnell programmiert und ich vertreibe mir die Zeit mit Musik, gähnen und Gesprächen. Es dauert nämlich nicht lange, bis ich von den ersten neugierigen Frühaufstehern der Umgebung als potentieller Gesprächspartner entdeckt werde - die Meister des Smalltalks schlagen unbarmherzig zu. Holger und Thorsten geht es nicht anders - wenn auch das Publikum auf dem Las Vegas Boulevard um diese Zeit ein anderes ist...

Samstag, 26. Juni 2010

Big Pete und der Traum vom Schnee

Wenn Big Pete morgens auf seiner marineblau glänzenden Harley zur Arbeit fährt, geht ihm das Herz auf. Und das liegt nicht nur an seinem wunderbar klingenden Zweirad. Pete ist nicht nur ein Kerl wie ein Baum, vor allem ist er Chef eines der größten  Bauwerke der USA: dem Hoover Damm. 1935 erbaut und am Colorado River gelegen, stellt er auch für Las Vegas die lebensnotwendige Wasserversorgung sicher. Pete gerät ins schwärmen, wenn er über "seinen" Damm spricht: ein Superlativ jagt den nächsten und er lässt es sich nicht nehmen uns persönlich in das Herz seines Arbeitsplatzes mitzunehmen. Der Damm ist nicht nur ein Bauwerk - er ist von Anfang an für die Öffentlichkeit 
geplant gewesen und überrascht mit hochwertiger Innenausstattung: Marmorböden, Edelstahlhandläufe und Messingarmaturen erinnern nicht an schwedische Innenarchitekten. Es fällt schwer sich vorzustellen, unter welchen Bedingungen vor 75 Jahren Gänge und Tunnel in den Fels getrieben wurden. Mit einem Aufzug geht
es rasend schnell in die Tiefe, wir durchqueren einen kühlen Tunnel und gelangen in Big Petes Heiligtum: die Halle der Generatoren. Ein bißchen erinnert das Ambiente an die alten James Bond Filme. Der Hoover Damm unterliegt Sicherheitsstufe 1, gleichauf mit dem Weißen Haus und Pete beschreibt stolz die unglaubliche Leistung von Mensch und Maschine. Auch wenn im Gegensatz zu seinen Generatoren nicht alles rund läuft. Denn der  See, aus dem der Colorado River das Wasser bezieht, verliert dramatisch an Wasser. Lake Mead hat über die letzten Jahre fast 60m Wasserspiegel eingebüßt. Das liegt zum einen an der hitzebedingten
Verdunstung und zum anderen an dem gestiegenen Verbrauch, denn Las Vegas wächst unaufhörlich. Deshalb träumt Big Pete von Schnee in den Bergen, damit der Pegel des Lake Mead wieder steigt. Neugierig machen wir uns auf die 90 Meilen lange Strecke um den See. Das Thermometer klettert bis auf 45Grad, die Klimaanlage im Auto kommt an ihre Grenzen. Deutlich sehen wir die Austrocknung und hin und wieder passieren wir verlassene Bootsanleger - wo kein Wasser, da kein Boot. Immerhin haben wir genug Wasser 
dabei - fast schon zuviel. Doch wenn man am wenigsten damit rechnet, steht irgendwo in der Wüste ein Klo. Danke.



Donnerstag, 24. Juni 2010

Marsch der Verlierer

Die gerade einmal 6% Luftfeuchtigkeit lassen unsere Schweißtröpfchen verdunsten, bevor sie an der Nasenspitze ankommen. Selbst das Sonnenaufgangsjoggen über den Las Vegas Boulevard führt nicht zu nennenswerten Wasserverlusten - dafür allerdings zu olfaktorischen Herausforderungen. Der Geruch von Alkohol liegt schwer in der Luft und die ein oder andere lichtscheue Gestalt stolpert stinkend aus den Casinos der Stadt, verwundert in den anbrechenden Tag blinzelnd. Den Gesetzen der Schwerkraft folgend haben nicht wenige jegliche Art der Fortbewegung komplett eingestellt und aus den Lautsprechern brüllt mir Musik entgegen, passend zum Anlaß "Morning has broken" - es entbehrt nicht einer gewissen Komik. Dutzende von Strassenreinigern versuchen zwischen singenden Casino-Verlierern, sportlich interessierten Frühaufstehern und zahllosen Obdachlosen eine gewisse Ordnuing herzustellen. Ganz klar: der Marsch der Verlierer bestimmt in diesen Minuten das Bild der Stadt. 36 Millionen Touristen kommen jährlich nach Las Vegas und der größte Teil davon sieht nur wenig Tageslicht. Wir dagegen umso mehr - die Sonne brennt uns nahezu permant auf den Pelz, kein Wölkchen sorgt auch nur ansatzweise für ein Fleckchen Schatten. Immer wieder fahren wir den "Strip" rauf und runter, die Bilder springen uns geradezu an. Venedig fehlt ebenso wenig wie Paris, Luxor und New York. Entertainment par Excellence. Nur gut, das der Gondoliere nicht singt... Wir besuchen das Wasserreservoir
 
der Stadt, drehen in völlig abgedunkelten Casinos, bauen die Kamera vor verschwenderisch aufwändig gestalteten Brunnen auf und begleiten einen "Water-Cop" bei der Arbeit - Ray fährt Streife in Las Vegas und reagiert konsequent auf jegliche Art der Wasserverschwendung. Der Hotelkonzern "Caesar's Palace" lässt uns in seiner hochmodernen Großwäscherei drehen - sehr beeindruckend. Mindestens genauso beeindruckend ist die überall ins Auge springende Reklame. Selbst vor den Hinterhöfen der Wäscherei macht sie nicht halt - und ich finde, mir fehlt eigentlich nur noch ein Hut...


Samstag, 19. Juni 2010

Los geht's...

Gnadenlos frühes Aufstehen: um 05.15Uhr ist Abfahrt zum Frankfurter Flughafen. Es folgen 13 Stunden Flug und eine hoffentlich planmäßige Ankunft um High Noon. Das Thermometer soll bis auf 36Grad klettern und wir werden nach erfolgtem Hosenwechsel eine kleine Vorbesichtigungstour starten. Am Abend dann das Aufreißen von Kisten und Koffern - wir machen drehfertig für den Drehbeginn am Montag. 

Samstag, 12. Juni 2010

Leaving (to) Las Vegas

Große Ereignisse werfen üblicherweise ihre Schatten voraus - so auch in diesem Fall: die Planungen für die kommende Staffel "TerraX - Faszination Erde" laufen auf vollen Touren, die Produktion startet Anfang September. Mein neues Unterwassergehäuse hat einen ersten kurzen Test erfolgreich überstanden und in den nächsten Tagen presse ich meine Fingerabdrücke auf den mexikanischen Visumantrag. Welche Länder sonst noch auf unserer Liste stehen, will ich allerdings noch nicht verraten.

Denn zunächst fliege ich am 20.06. für VOX nach Las Vegas. Die Reportage über Wasser soll die Situation der Wüstenstadt und ihrer mittlerweile fast 2 Millionen Einwohner beleuchten. Woher kommt eigentlich das Wasser für den täglichen Bedarf? Und welche Bemühungen werden unternommen, Wasser einzusparen? Ein spannendes Thema und ich freue mich auch schon mächtig auf den Dreh. Weniger erfreulich jedoch sind die zu erwartenden Temperaturen: bis zu 45 Grad werden unseren Bewegungsapparat wohl von übermäßiger Bewegung abhalten - viel trinken ist also Pflicht...mal sehen, ob es bei Wasser bleibt.

Sonnige Zeiten

3.000km auf der Uhr und eine ganze Woche Sommerwetter. Wir drehen für die ARD Moderationen mit Kim Fisher und Ralph Schmitz. Essen, Wuppertal, Greetsiel, München, Leipzig und Köln stehen auf dem Drehplan. Tobi, geschätzter Kamerakollege und Asphaltcowboy, sitzt am Steuer und spult die Strecke lässig ab. Meine regelmässigen Espresso-Gelüste werden von ihm cool erhört, doch als ACDC aus dem Radio dröhnt setzt auch er zu einem kurzen Luftgitarrensolo an - in ihm brodelt wirklich ein Vulkan. Super-Mario, unser Kameraassistent & Tontechniker beobachtet verschreckt die Szenerie
auf den vorderen Sitzen und verschließt immer wieder irritiert die Augen, wenn wir zwei Gitarreros zum Headbanging ansetzen. Diese Stimmung begleitet den gesamten Dreh, nicht zuletzt wegen gut gelaunter Moderatoren - Kim und Ralph lassen sich auch in der größten Hitze nicht aus der Ruhe bringen. Einer der Höhepunkte allerdings ist ein kurzer, entspannter Kick auf dem perfekten Rasen des Münchener Olympiastadions - Freunde des gepflegten Rasensports wissen, was ich meine. Von den Dreharbeiten im Stadion gibt es auch einen kleinen Film - wenn man ganz genau hinschaut, erkennt man bei Sekunde 42 Frau Fisher

Olympia from Oliver Roetz on Vimeo.
mit einem Handy in der Hand. Ob das am Set erlaubt ist? Aber vielleicht hat sie ja einen Spielerberater angerufen... Die Sendung "Die beliebtesten Sketche der Deutschen" läuft am 12.08.2010 um 20.15Uhr in der ARD.