Samstag, 31. Juli 2010

Sechs

Die ersten Ablaufpläne flattern in meine Mailbox, Telefonleitungen werden vorgewärmt, hektisch durchstöbere ich bei letzten virtuellen Shoppingtouren die filmtechnischen Abteilungen des World Wide Web: in sechs Wochen starten wir mit den Dreharbeiten für zwei weitere Staffeln "Terra X - Faszination Erde". Den Auftakt bildet Japan, von dort im geht es ohne Pause direkt weiter nach Mexiko. Ein straffes, aber spannendes Programm erwartet uns. Und das nicht nur zu Beginn: Israel, Jordanien, Türkei, Indien und Südafrika stehen auf dem Programm - langweilig wird es ganz bestimmt nicht in den kommenden Monaten. Aber bis es soweit ist, habe ich noch so einiges zu erledigen. Und davon soll hier in den nächsten Wochen die Rede sein.

Donnerstag, 22. Juli 2010

Charlie Browns Erben

Rotunterlaufene Augen; Hände, die immer wieder die eigene Stirn massieren und die Arme gespickt mit einfachen, selbstgestochenen Tatoos. Als wir Ric O'Barry an der dänischen Nordseeküste treffen, macht er einen erschöpften, rastlosen Eindruck. Kein Zweifel: der Mann ist müde. Ununterbrochen meldet sich sein Handy und vermeldet den Eingang neuer Emails. Ein Termin jagt den nächsten: "Die Bucht", der Oscarprämierte Dokumentarfilm über das massenhafte Abschlachten von Delfinen in Japan, erregt weltweit große Aufmerksamkeit. Ende der 60er Jahre beendet der Delfinflüsterer seine Mitarbeit bei der TV-Serie "Flipper", nachdem das Delfinweibchen "Cathy" in seinen Armen verendet. O'Barry wird zum engagierten Tierschutzaktivisten und Charlie Brown ist der erste Tümmler, der 1970 in einer Nacht- und Nebelaktion von ihm befreit werden soll. Er kämpft gegen den weltweiten Delfinhandel, befreit immer wieder Tiere aus Delfinarien, landet regelmäßig im Gefängnis. Und dann kommt er nach Taiji. In dem kleinen verschlafenen Fischerdorf an der japanischen Südküste wird er Zeuge der größten Delfinschlächterei der Welt. Jahr für Jahr werden zwischen September und März  an die 2000 Tiere gefangen. Die vielversprechendsten Exemplare werden lebend zu einem Stückpreis von 30.000$ verkauft. Der Rest wird abgeschlachtet - Stückpreis: 600$. Immer wieder muss O'Barry verzweifelt mit ansehen, wie sich das Wasser der Bucht blutrot verfärbt. Aber im Jahr 2003 ist es dann endlich soweit: die Vorbereitung für einen beeindruckenden Dokumentarfilm beginnt. Eine kleine Crew von Spezialisten dreht unter größter Gefahr für Leib und Leben kistenweise Material und bringt im Herbst 2009 "Die Bucht" in die Kinos. Ein Mann, der durch seine Tätigkeit als Tiertrainer wesentlich an Gründung und Erfolg des Delfingeschäfts beteiligt war, hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieses wieder zu zerstören: am 1. September ist er erneut in Taiji - wenn die Japaner ihn lassen. 
VOX zeigt "Die Bucht" am 11.09. im Rahmen des "Blue Day".

Dienstag, 20. Juli 2010

Frühstück an der Nordsee


Mittwoch geht es los. Ab ins Auto Richtung Norden. Dann noch ein kleines Frühstück am Donnerstag und schon treten wir eine persönliche Zeitreise an. Im Rahmen des "Blue Day" bei VOX (11.09.2010) drehen wir mit niemand geringerem als Mr. Delfintrainer persönlich: Ric O'Barry. In den 60er Jahren war er der Trainer von Flipper, genauer gesagt von den fünf Delfinen, die als Flipper in der Fernsehserie eingesetzt wurden. Als eines der Delfin-Weibchen starb, entschied sich O'Barry, die Seiten zu wechseln und schwor Rache - vom Delfinflüsterer zum äußerst aktiven Tierschützer.


Mittwoch, 14. Juli 2010

Bücherwurm


So sieht es also aus, das neue Buch von Dirk Steffens. Besser gesagt: so wird es aussehen, wenn es  am 01.11.2010 erscheint. Aber wer mit Geduld nicht gesegnet ist und Dinge lieber sofort erledigt, kann das 224 Seiten zählende Werk bereits jetzt schon bei Amazon vorbestellen. Und wer dann mit zittrigen Fingern das Buch aufschlägt und genau hinschaut, wird nicht nur einige Fotos, sondern auch einen Textbeitrag von mir vorfinden - Thema: ein Drehtag für "Faszination Erde" aus der Sicht eines Kameramannes. 

Dienstag, 6. Juli 2010

Punktlandung

Alles verläuft nach Plan - die USA interessieren sich in keinster Weise für Ausreisemodalitäten, der Check-in geht zügig voran. Mein Umfeld im Flieger ist, sagen wir, gewöhnungsbedürftig und auch das Unterhaltungsprogramm hält sich in Grenzen. Der Mantel des Schweigens liegt schwer über den mehr als zweifelhaften Errungenschaften der Bordküche. An Schlaf ist leider nicht zu denken. Aber: einem nicht enden wollenden Flug folgt die Punktlandung in die Glückseligkeit. Pünktlich am Samstag um 16.00 sitze ich mit Gleichgesinnten vor dem Fernseher - die Strapazen der letzten 24 Stunden sind vergessen. 

Freitag, 2. Juli 2010

Konjunktiv im Dauereinsatz

Wir sind wieder in Deutschland. Aber nur "eigentlich". Denn der technische Zustand unseres Fliegers verhindert den Abflug. Nur leider sitzen wir zu diesem Zeitpunkt bereits seit mehr als einer Stunde eingekeilt in viel zu engen Sitzreihen zwischen unseren Mitreisenden. "Ich versuche, Ihnen das mal zu erklären... ." Die Stimme aus dem Cockpit stottert ein wenig, als uns der Pilot das fehlerhafte Ventil in Kühlsystem erklären will und für einen ganz kurzen Moment ist es mir, als erkläre er es sich selber. Die Einhaltung der Crew-Arbeitszeit ist das nächste Problem und so allmählich dämmert uns, was wir nicht hören wollen. Und dann kommt es auch schon: die Flugverkehrskontrolle in Las Vegas lässt uns wegen hohem Flugaufkommen ohnehin nicht vor Freitag, 23.00Uhr deutscher Zeit starten. Ein deutlich vernehmbares Raunen schlängelt sich durch die Kabine. Das Cockpit wünscht uns noch einen schönen Urlaubsabend und nach zweieinhalb Stunden im weder wohltemperierten noch wohlriechenden Flieger dürfen wir wieder aussteigen und weitere drei Stunden später sind wir mit unseren zehn Koffern im Hotel. Merke: die halbe Flugzeit haben wir mit nicht-fliegen verbracht. Aber: die Beinfreiheit in meinem Hotelzimmer ist definitv zu bevorzugen. Lediglich ein weiteres Rechenspiel lässt uns unruhig einschlafen: was, wenn wir den Anpfiff des Viertelfinals verpassen? Also, nochmal zurückspulen: "Die mögliche Abflugzeit wäre dann 14.00 (23.00)Uhr." Aha. Und wieder schleicht ein "eigentlich" durch mein Sprachzentrum. "Mögliche Abflugzeit." Der Spielraum ist gering, denn die geplante Landung wäre dann am Samstag, 11.00Uhr in Frankfurt. Der Konjunktiv ergreift das Zepter in unseren Gesprächen, getrieben von der Sorge, das wir drei Bundestrainer einen weiteren historischen Sieg verpassen könnten. Aber: eigentlich müssten wir das schaffen... Ob Thorsten uns wohl rechtzeitig nach Hause bringt, wenn ich ihm 20$ biete???


Donnerstag, 1. Juli 2010

Kalter Krieg im Wilden Westen

"Nachhaltigkeit und Wachstum schließen sich aus, denn das Konzept der Nachhaltigkeit basiert auf Stabilität. Die einzige Ausnahme wäre das Wachstum unserer Erde - und ein Planet der wächst, ist mir bislang nicht bekannt." Sagt Dr. Jim Deacon und der muss es wissen. Die Koriphäe auf dem Gebiet der Biologie und Geowissenschaften hat zahlreiche Studien zum Thema "Wasser" initiiert. An unserem letzten Drehtag sind wir mit ihm zu einem Interview verabredet. Zu diesem Zeitpunkt ist unser Tag allerdings schon nicht mehr der Jüngste. Erbarmungslos klingelt der Wecker um 03.45Uhr, das erste Bild ist eine Temperaturanzeige im Morgengrauen. Bereits 28Grad sind es um kurz nach halb fünf. Nahtlos geht es weiter zur Golfplatzbewässerung - Wasserverbrauch goes Maximum. Politische Machenschaften, wirtschaftliche Interessen und Lobbyismus sind eng miteinander verwoben. Immer weiter dehnt sich die Stadt aus, die Erschließung neuer Flächen hebt den Wasserverbrauch massiv an. "Es tobt bereits ein Krieg um Wasser, bislang allerdings ohne Schusswaffengebrauch." Und wieder Dr. Deacon. Als wir unsere Kamera Minuten nach dem Interview an der Abwasserleitung von Las Vegas aufbauen, erinnern wir uns an seine Worte. Das Wasser wird direkt aus der Kläranlage in den Lake Mead geleitet - dem einzigen Trinkwasserreservoir der Stadt. Von Nachhaltigkeit keine Spur. Dem Colorado River wird mehr Wasser entnommen als zugeführt, eine der Ursachen für das Sinken des Wasserspiegels im See. Irgendwie eine ganz schön komplizierte Angelegenheit. Wir jedenfalls sind am Ende unserer Reise, am Freitag sind wir wieder in Good ol' Germany, auch wenn das wohl keine richtige Abkühlung wird...Spass gemacht hat er, dieser Dreh. Aber eins steht fest: Diese Hitze kann für mich keine Dauerlösung sein. Drehschluß.