Dienstag, 7. Dezember 2010

Wasserspiele

Ja ja, man sieht uns nicht auf diesem Bild. Aber irgendwo hinter dieser Welle umklammere ich entschlossen meine Kamera und Dirk paddelt leidenschaftlich. Um uns herum tobt die Gischt, oben und unten wechseln sich ab und nur wenige Meter entfernt rauscht die Felswand an uns vorbei. Nebenbei inhaliere ich noch einen halben Liter Ganges-Wasser - mit freundlichem Gruß an die Darmflora. Und weil es so schön ist, machen wir es noch
einmal. Und noch einmal. Über einige hundert Meter wird das Schlauchboot wieder flussaufwärts geschleppt, eine ziemliche Maloche über den felsigen Untergrund. Dafür gefällt mir die zweite Tour deutlich besser: ich sitze auf dem Trockenen, während Dirk sich wieder in die kalten Fluten stürzt.
Wir sind in der Nähe von Rishikesh, am Fuße des Himalaya - etwa 50km von hier beginnt der Ganges seine Reise durch Indien. Die Göttin Ganga kam als Fluss auf die Erde, um sie von den Sünden zu reinigen. Ein Bad in diesem heiligen Fluss ist Pflicht für jeden Gläubigen und nur wenige Kilometer stromabwärts bekommen wir die Gelegenheit uns dieses Schauspiel anzuschauen. 
Haridwar ist eines der religiösen Zentren des Landes und bildet die Kulisse für unseren zweiten Dreh. Kühe wohin man schaut. Jede Menge Pilger steigen für ein Gebet in die   
Fluten. Ein wilder Mix aus Geräuschen und Gerüchen umgibt uns und nach kürzester Zeit versammelt sich ein Haufen Neugieriger um unsere Kamera. Neugierig sind wir auch - und überrascht. Die Dreharbeiten verlaufen unkompliziert - nicht zuletzt dank unserer freundlichen Begleiter. Und was ist das für ein beeindruckender Schnauzbart...
Beeindruckend ist aber auch die Multiplikation der Fahrspuren, sowie die damit einhergehende Rücksichtslosigkeit. Aus zwei mach vier - überhaupt kein Problem für den fahruntüchtigen Inder. Die Strasse erinnert ein wenig an die Formel 1-Strecke in Monaco - kurvenreich zieht sie sich durch die Berge. Platz zum Überholen ist wenig, aber die diesbezügliche Ignoranz unseres Fahrers lässt die Lust auf den Beifahrersitz ins Bodenlose sinken. Regelmässiges, reflexartiges Schliessen der Augenlider - verbunden mit einem leisen Ächzen - ist die Konsequenz. Im Grunde gibt es nur eine Spur - dafür aber jede Menge Verkehrsteilnehmer die sich in alle denkbaren Richtungen bewegen: Esel, Ziegen, Affen, LKWs, Jeeps und Fussgänger prägen das Strassenbild. Und wir. Rechts unter uns schlängelt sich die Göttin Ganga durch das Gebirge und irgendwie wünsche ich mich zurück in ihren Schoss: ein Schlauchboot. Eine Richtung. Und kein Gegenverkehr.

1 Kommentar:

  1. Mit diesem Blog ist es ein bisschen so, wie mit einem spannenden Thriller: man sitzt zuhause warm und trocken, ein wenig gruselig ist es schon, aber irgendwie auch angenehm. Und man mag einfach nicht aufhören zu lesen.

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